Igor Levit - Einfühlsames Debüt bei der Mozartwoche mit den Wiener Philharmonikern

Xl_1mowo2023_wienerphilharmoniker_robinticciati_igorlevit_c_wolfganglienbacher_286 © Wolfgang Lienbacher / Mozarteum

Wiener Philharmoniker Mozartwoche 2023 Festspielhaus Salzburg Konzert am 28.1.2023

Igor Levit - Einfühlsames Debüt bei der Mozartwoche mit den Wiener Philharmonikern

Mehrere Besetzungsänderungen erforderte die Absage von Daniel Barenboim bei der diesjährigen Mozartwoche. Robin Ticciati übernahm das Dirigat des ersten philharmonischen Konzertes, den Part der Solisten Martha Agerich und Maria Joao Pires übernahm Igor Levit, der so auch bei der Mozartwoche debütierte.

Während des Lockdowns erreichte der junge Pianist mit russischen Wurzeln aus seiner Berliner Wohnung durch tägliche Konzerte eine breite Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit. Mittlerweile steht er verschiedenen Veranstaltungen rund um das Klavier als künstlerischer Leiter oder Berater vor. Sein politisches Engagement rückt ihn immer wieder in das Zentrum von Debatten. Allen voran steht aber sein Klavierspiel im Fokus und das zahlreich erschienene Publikum konnte sich in Salzburg wiederum davon überzeugen. Sanft, seidig fein ist sein Anschlag, unvermittelt entstehen die Töne, deren Klangfarbe er auch im Anschlag noch zu gestalten pflegt. Ruhig diszipliniert ohne große Gesten ist sein Spiel, ganz von der Emotion und dem Gefühl der Noten geprägt.

Seine Interpretation des Klavierkonzertes A – Dur KV 414 fließt stetig vorwärtsdrängend in warmen positiven Melodien, die poetische Bilder entstehen lassen. Die verschiedenen Kadenzen und Soli schmückt er unaufdringlich mit wirkungsvollem langgezogenem Verweilen in harmonisch ausgeprägten Tönen. Bis ins nichts verhallen seine Töne, um dann gleich wieder Fahrt aufzunehmen. Anspruchsvoll ist sein Spiel für die Orchestermusiker. Die Wiener Philharmoniker, jahrelange Wegbegleiter der Mozartwoche, nehmen mit Freude und klanglicher Brillanz das Zusammenspiel auf.

Eine wiederum von Gefühl und zartem Piano geprägte Zugabe läßt die Zuhörer in eine musikalische Meditation entrücken.  

Der junge britische Dirigent Robin Ticciati zeigt sich in seiner Interpretation der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart ganz in der britischen Tradition, geprägt durch seine Lehrer Sir Colin Davis und Sir Simon Rattle. Direkt, transparent mit feinen sanften Piani und wohl dosierten Forte hält er die Musik Mozarts in einem leicht schwebenden schwungvollen Zustand.

Zu Beginn des Konzertes erklingen die Zwischenaktmusiken zu „Thamos, König in Ägypten“ KV 345. Die selten gespielte Bühnenmusik wurde von der Mozartwoche bereits als große szenische Produktion aufgeführt. Auch ohne Bühne schaffen die Wiener Philharmoniker unter der sanften aber bestimmenden Führung von Robin Ticciati eine Dramaturgie und Spannung.

Nach der Pause erklingt die Symphonie C- Dur KV 425, die Linzer Symphonie. Wiederum wird in einem engen Korsett von Lautstärke und harmonischer Auskleidung musiziert, sodass die einzelnen Sätze in ihrer Individualität an Ausdruck vermissen lassen. Zuwenig nuanciert verliert das Werk an schöpferischer Ausgestaltung, mehr Differenzierung hätte die Partitur lebendiger gemacht. Wunderbar in Klang und Präzision folgen die Musiker der Wiener Philharmoniker und lassen die feingliedrigen Harmonien erklingen. In nur weniger Tagen komponierte Wolfgang Amadeus Mozart dieses Werk auf der Durchreise in Linz, gleichzeitig steht sie für viele neue Impulse in seinem symphonischem Werk.

Großer Beifall und Zuspruch beim Publikum im ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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