Impressionistische spanische Klänge bei Ravel in Bukarest

Xl_091f7ea6-22ce-40c7-9f5c-89ffe28f2443 © Helmut Pitsch

Maurice Ravel L‘heure espagnole und L‘enfant et les sortileges Bucarest Opera Festival  Besuch am 26.Juni 2022

Impressionistische spanische Klänge von Ravel in Bukarest

Zum Abschluss der Feierlichkeiten 100 Jahre Oper Bukarest (1921-2021) veranstaltet das Opernhaus ein besonderes Festival in Zusammenarbeit mit weiteren Opernhäusern des Landes. Die Oper Maghiara din Cluj Napoco zählt hier zu den Führenden und nimmt mit ihrer Produktion von Maurice Ravels zwei Einaktern, der 1911 entstandenen L‘heure espagnole (die spanische Stunde) und der 1927 entstandenen L‘enfant et les sortileges (das Kind und der Zauberspuk) an den Festspielen teil.

Flirrend impressionistische Klänge füllen den Zuschauersaal. Carmencita Brojboiu schafft einen eleganten neoklassizistischer Raum mit zwei Standuhren, Tisch und Fenstern für beide kurzen Opern. Der Regisseur Tompa Gabor verbindet sie, indem er dem Kind bereits im Vorspiel zur L’Heure espagnole tolldreist sein ungezogenes Treiben zulässt und dann die gequälten Opfer Kind samt Bett hinausschieben. Das verführerische Treiben der Frau des Uhrmachers beginnt, der Uhrmacher erfüllt indes seine Pflichten im Rathaus. Unterstützt durch die imposante Statur des Ramiro Darstellers Peti Tamas Otto, ein Hühne mit Fülle, wird die quere Geschichte mit den im Uhrkasten versteckten Liebhabern durch dessen Kraftdemonstration glaubwürdig. Die üblichen Effekte, gleich Kuckucksuhren singen die Versteckten aus dem Uhrgehäuse oder die unbekümmerte Leichtgläubigigkeit Torquemada, fügen sich in diese lebendige, lecht fließende Inszenierung ein.

Ebenso die zweite Kurzoper ist von Tempo bestimmt, aber hier auch von vielen Mitwirkenden geprägt, die geschickt ohne Gedrängel auf- und abtreten. Die Köstüme sind modern, inklusive Handys sowie märchenhaft bildlich für die Besucher des ungezogenen Kindes. Viele Farbtupfer und auch etwas Glitzer liefern Stimmung, engagiertes Spiel aller Beteiligten sorgt für Unterhaltung.

Auch wird lebendig und fordernd im Tempo vom Orchester musiziert. Selmeczi György am Pult hätte mehr gestalterische Prägung liefern können. Ruhig arbeitet er die spanische Färbung heraus, in der tänzerischen schwebenden Rhythmik fehlt der Schmiss. Sehr achtsam geht er mit Chor und den Sängern um, zeigt die Einsätze an und führt die Stimmen mit Gestik.

Yolanda Covacinschi ist ein kesse Concepcion und strenge Maman mit sicherem Sopran und gedeckten Höhen. Peti Tamas Otto ist ein imposanter Maultreiber Ramiro und eine stattliche Standuhr, seine Stimme entspricht nicht seiner Körperfülle im Volumen und Ausdruck. Bardon Tony ist ein unauffälliger Uhrmacher Torquemada. Die beiden Liebhaber Gonzalve und Don Inigo Gomez erhalten mit Pataki Adorjan und Laczko Vass Robert zwei wirksame stimmlich präsente Sänger. Veress Orsolya spielt überzeugend das unfolgsame Kind, das in seiner Einsicht an Sympathie gewinnt.

Viele Sänger des Ensembles überzeugen in Doppelrollen, die sie mit spürbarer Begeisterung darstellen.

Am Ende herrscht große Begeisterung im gut besuchten Opernhaus der rumänischen Hauptstadt

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading