Ja Mai Festspiele München - Tradition und Moderne treffen bei Hanjo bildreich zusammen

Xl_ec6a7c64-a1c1-4423-ad2b-f08349a29dfd © Winfried Hösl

Toshio Hosokawa Hanjo Bayerische Stastsoper Ja Mai Festspiele Haus der Kunst 10.5.2023

Ja Mai Festspiele München - Tradition und Moderne treffen bei Hanjo bildreich zusammen

Das Auftragswerk des Festival d’Aix en Provence wurde 2004 uraufgeführt. Der Komponist Toshio Hosokawa (geb 1955) vertonte mit Hanjo eines der bedeutendsten modernen Stücke des traditionellen Nö Theaters von Yukio Mishima. Das Libretto verfasste der Komponist.. Die ursprüngliche Fassung des Theaterstücks stammt aus dem 15. Jh. Es erzählt eine Dreiecksgeschichte, Realität und Traumwelt treffen aufeinander. Das Mädchen Hanaka wartet auf die Rückkehr ihres Geliebten Yoshio. Erkennungssymbol ist der ausgetauschte Fächer. Dieser kehrt nach Jahren zurück und sucht seine Geliebte. Diese ist in der Zwischenzeit bei Jitsuko, einer älteren Künstlerin eingezogen und in eine Liebesbeziehung  eingetreten. Als Yoshio nun wieder auftaucht, nimmt Hanaka diesen nicht mehr wahr und schickt ihn fort, um bei Jitsuko zu bleiben. Das ursprüngliche Happy end der Tradition wird zum gegenderten modernem Drama. 

Zeit im Sinne von schlechtem Timing, von Einander-verpassen-im-Leben ist ein Thema in Hanjo Das 80 Minuten dauernde Werk ist geprägt von einer ausgedehnten meditativ eindringenden Musik ohne Akzente und Melodien aber breitausladenden kontrastierenden Harmonien. Weicher monotoner langer Strich der Violinen wird mit Klangwelten des Schlagzeugs und der Bläser überlagert. Explosive Ausbrüche durchziehen immer wieder die exotische Aura. Lothar Koenigs führt das Kammerorchester mit Präzision und Gespür.

Die Gesangsstimmen operieren in prägnanten klar verständlichem Sprechgesang in englischer Sprache. Das Libretto ist blumig wohlformuliert, mit auch drastischen Bildern. Der thailändische Künstler Rirkrit Tiravaninja hat die Szenographie übernommen, die von einem Plexiglasgerüst dominiert ist, das Atelier und Haus von Jitsuko darstellend. Dazu gibt es mobile Plexiglastreppen oder Podeste. In der Lichtregie von Michael Bauer und Christian Kass wird versucht, die Schatteneffekte des Nö Theaters auch im Münchner Aufführungsort, dem Haus der Kunst zu erreichen. Der Franzose mit marokkanischen Wurzeln Sidi Larbi Cherkaoui hat Regie und Choreografie der Münchner Erstaufführung übernommen. Insgesamt erweckt der Abend, dass zuviele Köche das Ergebnis nicht besser machen. Mit visuellen Effekten, Tänzern und Aktionismus wirkt das Bühnengeschehen überfrachtet im Gegensatz zur Gleichförmigkeit und Klarheit der Musik, die auch so in den Hintergrund gedrängt wird..

Viel Eindruck und ein spannendes Opernerlebnis schaffen die drei Sänger und Sängerinnen des Abends, die gut gezeichnete Rollenbilder mit Aussagekraft schaffen. Charlotte Hellekant verleiht der Reifen Jitsuko die richtige Mischung von kühler Berechnung und verdrängter Emotionalität. Mit kräftigem Mezzo nimmt sie einen dominanten Platz ein und steht wehrhaft dem Bariton Konstantin Krimmel im Kampf um die Gunst Hanakas gegenüber. Dieser ist Ensemblemitglied der bayerischen Staatsoper mit Präsenz und fülliger Stimme. Das Warten, das Leitmotiv dieser JaMai Festspiele verkörpert Sarah Aristidou in der Rolle des jungen Mädchens Hanaka. Es ist ihr Hausdebüt und zeigt  mit fein geführter Stimme eine solide Leistung zeigen. Ihr Ausdruck im Spiel kann noch gesteigert werden.

Schwer einzuordnen ist auch die vorgelagerte Installation des Aktionskünstlers Rirkrit in Form einer Bar, mit Freibier vom Darsteller eines Videos im bunten Damenkleid ausgeschenkt und Ping Pong Tischen zur Selbstbedienung. Der Mehrwert für den Opernbesuch als such für die Einschätzung des Künstler erschließt sich nicht, auch nach Studium des umfangreichen Programmpakets in loser Blattsammlung in grosser Kartonbox. Hier wurde viel Aufwand betrieben und Kosten erzeugt, nicht im Einklang mit Nachhaltigkeit und auch der traditionell japanischen Zurückhaltung.

Mit den Ja Mai Festspielen, einem Projekt Intendanten Serge Dorny, will die Bayerische Staatsoper Zeitgenössische Kunst mit der Barockoper verweben. Ein Anspruch der mit künstlerischer Phantasie zu spannenden Entdeckungen führt. Auch neue Spielorte werden mit einbezogen. Das Publikum folgt mit Interesse aufgeschlossen der Entdeckungsreise. Für Hanjo gibt es viel Begeisterung und Akzeptanz

Dr. Helmut Pitsch

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