Jakub Hrusa bringt seine Heimat mit Gefühl musikalisch nach Rom

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Böhmische Legenden und Gebete Accademia Santa Cecilia Auditorio Roma 21.4.2023

Jakub Hrusa bringt seine Heimat mit Gefühl musikalisch nach Rom

Im Mittelpunkt des kontrastreichen stimmungsvollen Abend rückt der böhmische Dirigent Jakub Hrusa das große Choralwerk das Te Deum seines Landsmann Antonin Dvorak. Dieses ist ein Aufragswerk des National Conservatory New York und Dvorak widmete es zur Uraufführung 1892 dem Gedenken Christopher Columbus und dessen Entdeckung Amerikas 1492. So verbindet er als Principal Gastdirigent seine Heimat geschickt mit Rom und Italien. Mit seinem viersätzigen Aufbau sowie der musikalisch vielgegliederten Harmonik und Dramatik wirkt es mehr als symphonsches Choralwerk als eine sakrale Messe. So lässt es der junge Dirigent denn auch mit viel Ausdruck, gut abgestimmten Wechselspiel Chor und Orchester aber auch im Dialog mit den Solisten erblühen. Dunkel mystisch erklingt der bestens von Piero Monti einstudierte Chor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Mit begeisterter Expression nähern sich die Sänger dem Werk, mischen Ehrfurcht wie Spannung und Dramatik in den Text. Die Tschechin Katerina Knezikova ergänzt hier mit slawisch melancholischen Timbre in ihrem Sopransolo. Vollmundig getragen klingt ihr Vortrag mit emotionalem Eifer. Vito Priante steht dem als strahlender Bass selbstbewusst gegenüber.

Aus den zehn Legenden op 59 erklingt im Anschluss sehr ruhig nahezu elegisch die sechste in g- moll und geht ohne Pause direkt in das Ewige Evangelium, einer Kantate für Sopran, Tenor und Chor von Leos Janacek, sein Landsmann und Freund, über. Věčné evangelium (Das ewige Evangelium) wurde vom Komponisten ebenso als Legende tituliert und 1914 uraufgeführt. Er war ein glühender Patriot und seiner böhmischen und mährischen Heimat sehr verbunden. So hinterließ er eine große Sammlung von Volksliedern, von denen viele Melodien in seine Werke Eintritt gefunden haben, auch in das ewige Evangelium, das liturgische Texte mit einer sehr weltlichen, romantisch geprägten Musik durchsetzt. Schwungvoll und nuanciert ist das Dirigat und lässt eine bildliche Darstellung des Textes erahnen. Neben Katerina Knezikova, wiederum mit viel Gespür gestaltet Nicky Spence das Tenorsolo kraftvoll mit herrschaftlichem aber auch gesanglich weichen Tönen.

Im Finale nach der Pause erklingt die Tondichtung Taras Bulba, eine Rhapsodie für Orchester nach Nikolai Gogol. Das dreiteilige Werk schildert Schicksalsschläge des Kosaken Taras Bulba. Der erste Teil handelt vom Tod seines Sohnes Andij, den er selbst hinrichtet, nachdem dieser aus Liebe zu den gegnerischen Polen übergelaufen ist. Im zweiten Teil stirbt sein zweiter Sohn Ostap und im dritten erfüllt sich die Phrophezeiung mit seinem eigenen Tod . Die spannungsgeladene theatralische Handlung wurde mehrfach verfilmt und diente Komponisten als Vorlage. Wiederum gestaltet Janacek viele Bilder, impressionistisch sind seine Tonmalerei und die Folklore dringt vielerorts durch. Taras Bulba wird so ergreifend wie fein musiziert, dass seine Persönlichkeit im Auditorium präsenz wird.

Große Begeisterung beim relativ spärlich erschienenen Publikum

Dr. Helmut Pitsch

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