Eine weisse Wand, zwei geschlossene weisse Türen und zwei paar Damenschuhe am Boden. So erwartet das große Festspielhaus in Salzburg den Besucher der wieder aufgenommenen Cosi fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart. Mit diesem Werk und dieser vielbeachteten Inszenierung konnte die Festspielleitung im eingeschränkten Corona Betrieb letztes Jahr für einen großen Erfolg sorgen. Mit wenigen Mitwirkenden und einer gekürzten Fassung auf zweieinhalb Stunden ohne Pause konnten die Bestimmungen erfüllt werden. Nun kehrt sie in das vollbesetzte ausverkaufte Haus zurück. Es ist den Festspielen gelungen auch die erfolgreiche Besetzung wieder zusammen zu bringen, nur Johannes Martin Kränzle musste krankheitsbedingt kurzfristig durch Michael Nagy ersetzt werden. Christof Loy zeigt die Schule der Liebenden wie die Oper auch tituliert ist in einer modernen schwungvollen witzigen Interpretation, die vom lebendigem Spiel, Gesten und Situationskomik lebt. Den Charakteren verleiht er klare unterschiedliche Rollenbilder Fiordiligi ist die standhafte treu Ehrliche, Dorabella ist da liebestoller und abenteuerlustig berechnender. Giuliermo ist der spielerfreudige Sebstbewusste mit Hang zur Überschätzung gegenüber seinem naiven Freund Ferrando. So können die jungen Sänger erfrischend ihre Charakterzüge pointiert ausspielen. Eifersüchtig. melancholisch, cool oder sensibel, breit ist die Palette der Emotionen und Gefühle. Für Lacher sorgen immer wieder die Verkleidungen von Despina als Arzt und Notar. Don Alfonso ist ein verschlagener zäher Spieler.
Joana Mallwitz hat wiederum die musikalische Leitung inne. Ihre Mozart Interpretation ist klar unaufgeregt lebendig. Sie hält sich an die Angaben des Komponisten und spielt wenig mit Effekten. Die Wiener Philharmoniker versprühen ihren unvergleichbaren vollen Klang und tragen so die Sänger weich und gut eingebettet. Dies verstehen diese in ihrer Gestaltung des Abends zu nutzen.
Mit Erfolgen bei den Sängerwettbewerben Neue Stimmen in Gütersloh sowie Operalia hat die französische Sopranistin Elsa Dreisig rasch Karriere gemacht und ist jetzt an der Statsoper unter den Linden engagiert, wo sie in zahlreichen Aufführungen mitgewirkt hat. Ihre feine helle Soprastimme passt für viele Mozartrolllen sehr gut. So auch Fiordiligi. Ihr verleiht sie jugndlichen Charme, ungetrübtes Vertrauen und Treue, und fühlt sich angesichts der Gefühlsirrungen herausgefordert. Nuanciert mit Farbe und Flexibilität in der Stimme füllt sie die Rolle aus. Mit dem Rondo "Per Pieta ben mio" hat sie in der gekürten Fassung auch den längsten und sehr wirkungsvollen Auftritt. Ihre Landsmännin Marianne Crebassa zeigt hier mehr wonnige Seligkeit und Rafinesse. Offen kokett stellt sie sich dem meuen Abenteuer und stachelt unveblümt die Schwester an. Die Mezzosopranistin ist sehr wandlungsfähig, hat auch in vielen Hosenrollen großen Erfolg. Dies entspricht auch der Rolle der Dorabella. Elegant und arios im Gesang wirkt sie damenhaft jung. Andre Schuen ist bereits äußerlich der Draufgänger mit schlanker großer Statur, Bart und langen Haaren. Dies fließt auch in seine Interpretation des Guglielmo ein. Kraftvoll setzt er seinen im Volumen nicht sehr großen Bariton ein, weiss aber auch lyrisch zu berühren. Der Ukrainer Bogdan Volkov hat ebenfalls mehrere internationale Preise gewonnen und war bereits Ensemblemitglied des Bolschoi Theaters in Moskau. Mit hellem Klang und sicherer Höhe ist sein lyrischer Temor für die Rolle des Ferrando bestens geeignet. Lea Desandre hat als wirbelige Haushälterin Despina den Haushalt und die beiden Schwestern im Griff. Bei ihr geht alles schnell und ohne Reibungsverluste. Bestimmt und mit scharfer Färbung ist die zarte Sängerin sehr präsent. Auch im Schauspiel weiß sie sich zu bewegen und Komik zu versprühen. Michael Nagy findet sich als Einspringer gut zurecht und bringt einen jungen ebenso verspielten noch belehrbaren Don Alfonso ins Spiel, der nicht immer alls im Griff hat und so zum Mitspieler wird.
Kurz aber ausfüllend ist der Auftritt der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor aus dem Hintergrund, bestens von Huw Rhys James einstudiert. Auch die Wiederaufnahme ist ein großer Erfolg der Salzburger Festspiele und das Publikum feiert die Mitwirkenden.
14. August 2021 | Drucken
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