Mary Rodgers Once upon a Mattress Theaterakademie München 21.11.2023
Junge Talente zaubern Broadwayathmosphäre nach München
Zum 30 jährigen Jubiläum hat sich die Theaterakademie August Everding die Produktion eines in Vergessenheit geratenen.Musicalhits der 50iger Jahre ausgesucht. Once upon a Mattress entstand 1959 als Vertonung des bekannten Märchens der Prinzessin von der Erbse von Hans Christian Anderson. Mary Rodgers, Tochter des bekannten Komponisten Richard Rodgers verwandelt das klassische Märchen in eine flotte, spritzig witzige musikalische Komödie. Die Handlung hat der Textdichter Marshall Berer mit ironischen satirischen Elementen angereichert. Prinz Arglos leidet unter seiner selbsthefälligen herrschsüchtigen Mutter, die ihm und so dem ganzen Volk jede Liebe und Hochzeit verhindert. Alle Kandidatinnen werden unlösbaren Tests unterzogen. Dann kommt Winnifred, eine schräge Prinzessin aus den Sümpfen und wirbelt am Hof herum und gewinnt das Herz des Prinzen, sowie die Liebe des Volkes. Sie besteht den Test der Sensibilität. Eine Erbse unter 20 Matrazen stört ihren Schlaf, als Zeichen ihrer edlen Herkunft. Es gibt ein kerniges Happy End. Der Prinz lehnt sich gegen seine Mutter auf, ihr verschlägt es wahrhaft die Sprache, sein herzensguter Vater gewinnt diese im gleichen Moment zurück.
Das Musical konnte sich mehrere Jahre am Broadway halten, wurde mehrfach verfilmt, zuletzt 2005 von Disney. Mittlerweile ist es ein beliebtes Stück für Schulproduktionen. Philipp Moschitz ist 2005 ein Abgänger der Theaterakademie und schuf seit dem eine Vielzahl von Produktionen. Nun hat er mit Studenten der Theaterakademie August Everding aus verschiedenen Jahrgängen eine sehr gelungene Neuinszenierung mit großem Einsatz erarbeitet. Jedes Detail, über Kostüme, Perücken und Bühnenbilder wurden in den einzelnen Studiengängen gemacht. Eine wuchtige Burg mit einem Atlanten, der einen Balkon trägt, teils gemalt, teils als Bühnenbild, bildet den Hintergrund, der auch als Projektionsfläche für Licht- und Videoeffekte dient. - Matthias Engelmann Bühne. Die livrierten Diener am Hof tragen eine Uniform mit gestreifter Weste und kurzen Plüschhosen. Flotte Föhnfrisuren und bunte Schminke in den Gesichtern bergen humoristische satirische Züge.
Auch wird modern gegendert und klassische Rollenbilder aufgelöst. Die hartherzige Königin trägt ein Geweih als Krone, schwarzes Korsett, goldenen Paillettenrock mit schwarzen Federüberrock. Der großgewachsene Tim Morsbach verkörpert diese Rolle mit wirksamer Ausstrahlung ohne übertriebene Feminität. Gut verständlich mit Farbe in der Aussprache, sicher im Gesang spielt er sich zur zentralen Person des Abends. Mats Visser ist ihr kindlich tolpatschiger Sohn Prinz Arglos, der als ehrlicher Naivling die Herzen aller gewinnt. Emily Mrosek ist eine bodenständige muntere Winnifried, die selbstbewusst auf den verängstigten Hof stößt. Juliette Lapouthe führt als Barde wie ein Conferencier durch den Abend. Es wird viel mit Schwung in einer gut ausgestalteten Choreografie mit zündender Begeisterung getanzt.
Die Gesangspartitur beinhaltet eingängige Meloddien mit jazzigen Rhythmen wie auch gefühlvollen Arien und Duetten. Die Qualität entspricht ganz dem Stil und der Ausdruckskraft gängiger Musicals der 50iger. Andreas Kowalewitz hat die Musik für ein Orchester von 14 Musiker transkribiert und dabei ganze Arbeit geleistet. Vom Klavier aus leitet er die bestens vorbereiteten Musiker. Aus dem Graben steigen die Melodien mit frischen Rhythmen und kräftigen Volumen. Der Raum ist erfüllt vom Glanz des Broadway. Zwischen Orchester und Publikum ist noch eine Rampe eingestellt, sodass immer wieder auch engster Kontakt zu den Künstlern gegeben ist.
Beeindruckend ist die Professionalität und der souveräne Umgang aller auf der Bühne. Ironisch witzige Einlagen gelingen spontan echt, die Gags kommen natürlich gut an. Es wird herzlich gelacht und das Publikum über 2 Stunden in Spannung versetzt und mitgerissen. Die Talente der Studierenden, das Niveau der Darbietung, die Begeisterung und der Einsatz aller Beteiligten mündet in einen großen würdigen Abend für das Jubiläum.
Das Publikum zeigt lautstark und lang seine Begeisterung.
Dr. Helmut Pitsch
22. November 2023 | Drucken
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