König Arthus in Erl – honore Ritter als wertvolle Entdeckung

Xl_erlarthus © Xiomara Bender

Ernest Chausson König Arthus Tiroler Festspiele 23.7.2022

König Arthus in Erl – honore Ritter als wertvolle Entdeckung

Amédée-Ernest Chausson (*1855 Paris † 1899 Limay, bei Paris) war der Sohn einer wohlhabenden Pariser Bauunternehmer-Familie. Früh verstarb er an einem tragischen Fahrradunfall, sein kompositorisches Werkverzeichnis ist kurz, aber hochwertig und spiegelt den musikalischen Einfluss seiner Lehrer Jules Massenet und César Franck. An seiner einzigen Oper – „König Arthus (Le Roi Arthus) – wirkte er über sieben Jahre, er verfasste auch das Libretto selbst. Die klar erkennbaren Parallelen zu Richard Wagners Parsifal und Tristan und Isolde spiegeln dessen prägenden Einflüsse und Ernest Chausson musste sich zeitlebens gegen dem Vorwurf eines Plagiates wehren. Umso mehr, als sein Werk auch individuelle musikalische Prägung zeigt, in seiner Verbindung verschiedener Stile einen harmonischen Fluß zu gestalten und romanische Leichtigkeit strömen zu lassen.

Die Handlung verarbeitet er die Legende von König Arthus und seiner auf Idealen fußenden Tafelrunde, der auch die Ritter Lancelot und Mordred angehören. Lancelot, der Lieblingsritter des Königs betrügt diesen mit dessen Frau Genievra. Sein Widersacher Mordred stört deren nächtliche Liebestunden und berichtet dies dem König. Von Genievra überredet, fliehen die beiden und es kommt zur Schlacht zwischen Arthus und Lancelot, welche dieser waffenlos beenden möchte, dabei verletzt wird und stirbt. Genievra begeht Selbstmord. Der König verzeiht den beiden und steigt in göttliche Verehrung im Finale.

Die Uraufführung der dreiaktigen Oper erfolgte erst posthum in Brüssel 1903 mit mäßigem Erfolg und wurde seitdem nur selten aufgeführt. Umso lobenswerter der Einsatz der Tiroler Festspiele diese erlebenswerte Rarität seinem Publikum vorzustellen. Erl wird gerne als Bayreuths Antipode im Süden tituliert, so passt auch dieses Werk mit der Nähe, aber auch Abgrenzung zu Richard Wagner auf den Spielplan.

Die Griechin Rodula Galtanou übernahm die Regie, diese Ritterlegende auf die Bühne zu bringen. Der Performance Designer Takis liefert im Bühnenbild eine monumentale kreisrunde Schräge mit einer zentralen Plattform, die in die Hohe gefahren werden kann. So bleibt wenig Raum für verschiedene Massenszenen, die auch für den musikalischen Eindruck des Werkes mitentscheidend sind, aber so in beengter Statik nicht zünden. Die Protagonisten sind ebenso mit der anspruchsvollen Steilheit eingeschränkt bewegungsfrei. Insgesamt ist die Personenführung ausdruckslos und holprig. Bemerkenswert und einfallsreich haben die Maskenbildner die Ritter zu barbarischen kampfeslustigen Streitern geschminkt. Schaurig gelingt es dem Chor, handfeste Ritterspiele mit starkem Gesang zu offerieren.

Musikalisch offenbart Karsten Januschke am Pult des Festspielorchesters in Detailarbeit die Schönheiten der Partitur. Das Orchester sitzt im Passionspielhaus Erl im Hintergrund der Bühne. Ein breiter romantischer Klangteppich wird hinter den Sängern hinter einem transparenten Vorhang geknüpft und mit gut abgestimmten Volumen erfüllt er den Raum. Immer wieder flirren erkennbare Motive auf, die weiche Melodien bilden.  Es fehlen wie bei Wagner echte Arien, hier aber sind die Szenen gesanglich sehr ausgefeilt mit orchestraler Begleitung.

Das Sängerensemble für diese selten aufgeführte Oper ist exquisit und mit viel Engagement dabei. Domen Krizaj tritt herrschaftlich als sanfter Gutmensch mit wohlig weichem Bariton als König Arthus auf. Immer mehr Schmelz entwickelt sich in seiner Stimme und samten strömt sein Leid im Schlußgesang.

Anna Gabler wirkt mit ihrer Sopranstimme trocken und zu wenig gehaltvoll für die Mezzorolle der Genievra. Da die untreue Königin in ihrer Angst um Position und Leben die  Dramatik der Oper füttert, kommt diese so zu kurz.Zur vollen Geltung kommt der leistungsstarke Tenor von Aaron Cawley als Lancelot. Der Ire kann lyrisch die romantischen Melodiebögen mit flexibler Stimme ausschmücken und imponiert mit sicherer und klarer Höhe. 

William Meinert ist optisch ein wilder angsteinflößender Mordred, sein Baß kann dies aber nicht untermauern. Jugendlich hell und mit viel Ethos schmückt Andrew Bidlack seine Szene als Lyonell, der treue Gefolgsmann Lancelots, der das Liebespaar ähnlich Brangäne zur Wachsamkeit und Vermunft ruft.

Am Ende strahlt der Chor in sphärische Höhen zur Lobpreisung des klugen edlen Königs. Einige Videoprojektoionen füttern gekonnt die romantischen Stimmungsbilder.

Das Publikum auf den schütter besetzten Rängern erlebt ein plausibles RItterspiel mit gehaltvoller eindrucksvoller musikalischer Untermalung und applaudiert begeistert. Viel Beifall für alle Beteiligten.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading