George Enescu Festival Royal Camerata
Königliches Spiel mit Stil und Haltung in Bukarest
Der Name überrascht, aber dIe Royal Camerata ist tatsächlich ein rumänisches Kammerensemble. Seine königliche Hoheit Prinz Radu von Rümänien hat 2009 das Patronat über das neu gegründete Ensemble übernommen. Die königliche Familie und das royale Zeitalter sind im heutigen Leben wieder präsent und verleihen Bukarest einen besonderen Charakter im Gegensatz zu den kommunistischen Spuren. Mittlerweile stellt das Kammerorchester einen festen Bestandteil des musikalischen Lebens in Rumänien dar mit einer eigenen Konzertreihe im Athäneum als auch in andere Städten des Landes. Es trat auch bei verschiedenen Festivals außerhalb des Landes auf.
Unter der Leitung von Constantin Adrian Grigore treten sie dieses Jahr auch beim George Enescu Festival auf. Gustav Holst schrieb 1912 die St. Pauls Suite in C Dur Op 29 als Geschenk für das St. Pauls College, an dem er einen Lehrauftrag hatte und ein schallisoliertes Arbeitszimmer eingerichtet bekam. Als Musikstück war es für das Schulorchester gedacht. Zuerst für Streicher konzipiert, fügte er später Bläserstimmen hinzu, um möglichst viele Schüler einbinden zu können. Das viersätzige Werk ist schwungvoll abwechslungsreich und geht leicht ins Ohr. So hat es auch einen hohen Bekanntheitsgrad unter seinen Kompositionen für das Schulorchester bekommen. Die Camerata weiß die Vorteile des Stückes umzusetzen und gewinnt augenblicklich die Aufmerksamkeit und den Zuspruch des Publikums mit beherztem exakten Spiel und Engagement. Die ersten drei Sätze klingen monochrom einstimmig, sie leben vom Rhythmus, der einen schnellen Schritt anzeigt bzw auch marschähnliche Züge bietet. Im vierten wird es lebendig vielseitig. Diesen hat er aus seiner Fantasie über den Dargason übernommen und die militärischen Züge sind erkennbar. Der Dirigent wählt ein forsches aber passendes Tempo.
Zündende elektrisierende Rhythmen bringen die Cuarto Estaciones Portenas arr. von Bertoni, die vier Jahreszeiten erlebt in Buenos Aires von Astor Piazzolla . Der Zuhörer fühlt sich gleich in die Straßen der argentinischen Hauptstadt entführt, Melodien und Takt reißen mit. Shlomo Mintz führt verführerisch den Bogen in alle Ecken seiner Violine und entlockt all mögliche Klangfarben. Das Orchester folgt ebenso solistisch und packend. Das begeisterte Publikum bekommt noch ein Stück wiederholt. Der Komponist feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag und so ist auch seinem Jubiläum in dem breiten Festspielprogramm gedacht. Sein geliebtes Bandenon durch die Geige ersetzt, zeigt es seinen persönlichen unverkennbaren Stil angereichert mit lateinamerikanischen Kolorit.
Auch im Werk Souvenir de Florence Op 70 von Peter I. Tchaikowski entführt uns die Royal camerata auf eine Reise. Diesmal ist das Ziel Florenz, die Hauptstadt der Toskana. Dort entstand ein Streicher Sextett während seines längeren Aufenthalts. In dieser Zeit ist auch seine Oper Pique Dame geschrieben. Fertiggestellt hat er dieses erst nach seiner Rückkehr nach Russland. Es zählt zu den lebensbejahenden heiteren Werken des psychisch belasteten Komponisten. Die Frische, Sonne und italienische Leichtigkeit ist spürbar. Zahlreiche Arrangements wurden später für Streichorchester geschaffen. Auch hier überzeugt das Orchester mit frischen exakten Spiel. Der Klangkörper entwickelt einen vollen umhüllenden weichen Ton, romantische Fülle und eine bildhafte Sprache. Das Konzert rechtfertigt die königliche Gründung und dokumentiert die Arbeit und das Engagement jedes einzelnen um diese Qualität zu erreichen. Viel Beifall vom zahlreich erschienenen Publikum
Dr. Helmut Pitsch
05. September 2021 | Drucken
Kommentare