La Fanciulla del West goldene Besetzung in der Münchner Neuinszenierung

Xl_img_1467 © Wilfried Hösl

München hat ein neues Traumpaar. Lange Jahre pilgerten die Münchner Opernfreunde zu Anja Harteros und Lokalmatador Jonas Kaufmann, die neben Richard Wagners Lohengrin besonders in den Neuinszenierungen von Giuseppe Verdi triumphierten. Nunmehr überzeugen und singen sich Anja Kampe als Minnie und Brandon Jovanovich als Dick Johnson in die Herzen des Publikums.

In Puccinis reifer Oper La Fanciulla del West finden beide Sänger ihren persönlichen Zugang und Identifikation mit den Rollen der spröden Barbesitzerin im Goldgräberlager, die ihren weichen Kern in der Liebe zu dem gejagten Banditen wider Willen zeigt, welchen der junge Amerikaner männlich locker mimt. Anja Kampe ist in München bereits bekannt und präsentiert sich hier bestens für das italienische Fach geeignet. Sowohl Dramatik als auch Lyrik kann sie in ihrem dunkel, gefärbten Sopran reizvoll gestalten. Die Höhen kommen ohne gepresst zu wirken. Arien oder Ohrwürmer fehlen in diesem Werk von Puccini, welches er selbst als seine beste Oper bezeichnete. Viel farblichen Kolorit aus der neuen Welt hat er für dieses Auftragswerk der Metropolitan Oper New York verarbeitet, die Handlung spielt zur Gänze in Kalifornien. Die Uraufführung unter der Leitung von Arturo Toscanini 1910 wurde ein grosser Erfolg. In Montana im Mittleren Westen geboren ist der junge amerikanischen Tenor mit dem Rollenbild eines Westernhelden im .Heimvorteil. Im langen Ledermantel, mutig und am Ende ehrenhaft, überzeugt er vor allem aber mit seinem kräftigen Tenor, in der Mittellage samten in der Höhe präsent und vollmundig. Zusammen verschmelzen die beiden inniglich in veristischen Liebesduetten. John Lundgren steht dem beiden als der unbarmherzige selbstgefällige Sheriff gegenüber, der versucht die Gunst von Minnie zu erwirken und in Eifersucht verfällt. Mit Glatze und Uniform wird seine Autorität und Machtposition neben seiner satten starken Baritonstimme unterstreichen. Weiters überzeugen Tim Kuypers als Sonora, Alexander Milev als Sid und Balint Szabo als Ashby.

Andreas Dresen hat sich in seiner Inszenierung für eine minimalistische Bühnenausstattung durch Mathias Fischer Dieskau entschieden. Im ersten Akt gibt es nur einen Tresen, ein paar Kisten als Sitzgelegenheiten und eine Treppe, die aus der Bar in das mit Stacheldraht umzäunte Lager führt. Eng ist die Hütte von Minnie, ein paar Einrichtungsgegenstände sind auf einem kleinen Podest in der Mitte der Bühne hell ausgeleuchtet. Leer bleibt es wieder im dritten Akt. Dafür erarbeitet er eine bewegungsreiche Personenregie, die sich gut der Handlung anpasst und nicht überzogen wirkt. Gut spiegelt er die äusseren Stimmungen und persönlichen Beschwerden der vielen einzelnen Rollen wieder. Unaufdringlich wirken seine Massenszenen, in denen der wie immer durch Stellario Fagone gut vorbereitete Chor voll integriert ist. Sabine Greunig steckt die Goldgräber in morderne strapzierbare Arbeiterkleidung, die auch in manche Magazine für Freizeitkleidung passen.

Die musikalische Leitung obliegt auch einem Amerikaner. James Gaffigan hat bereits an vielen europäischen Bühnen erfolgreich dirigiert und stellt sein Können auch hier unter Beweis. Mit grösster Eindringlichkeit fordert er jeden Musiker, für die Sänger legt er immer wieder seinen Stab zur Seite und führt sie gestenreich durch die Partie. Jeder Note widmet er Aufmerksamkeit. Farbenreich entwickelt er viele Nuancen, spielt mit den Tempi und Lautstärken und lässt die Spannung nie sinken. Grosse Oper und das selten gespielte Werk von Puccini wirkt für die Zuhörer wie neuentdeckt. Grosser Beifall mit lautstarken Bravi für Dirigent und Solisten am Ende ist zurecht verdient.

Dr. Helmut Pitsch

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