Amilcare Ponchielli La Gioconda Teatro Filarmonico Verona 26.10.2022
Unverdient zählt die Oper La Gioconda des Komponisten und Musikpädagogen Amilcare Ponchielli zu den seltenen gespielten Opern, während seine anderen Werke in Vergessenheit geraten sind. Das Libretto dieser tragischen edlen Liebeskomödie um das Opfer der Titelheldin für ihren Geliebten Enzo, der tugendhaft zu seiner Liebe zu Laura steht, stammt von Arrigo Boito noch unter seinem Pseudonym Tobia Gorrio. In den politischen Wirren und während des Karnevals in Venedig spielend ist die durchkomponierte Oper im Stil der grande opera durchzogen mit vielen tänzerischen Volksszenen. Allen voran steht der bekannte Tanz der Stunden, der auch in die Konzertsäle gefunden hat. Musikalisch steht das Werk zwischen der Romantik eines Meyerbeer oder Verdi und des aufkommenden Verismo.
Die Fondazione Arena di Verona bringt nun in ihrem festen Opernhaus dem Teatro Filarmonico in Verona eine Neuinszenierung in der Regie und Bühnenbild von Filippo Tonan. Mit großen hellen Bildern, die sich aus verschiedenen beweglichen Bauteilen zusammen setzen, entstehen stimmungsvolle ästetische Bühnenräume. So kommen grosse Szenen auf Plätzen vor Kirchen, Bälle in herrschaftlichen Palais und am Hafen zustande. Die Wechsel finden lautlos ohne Unterbrechung des Handlungsflusses vor den Augen des Betrachters statt.
Phantasievoll, kostbar und bunt sind die Kostüme von Filippo Tonon und Carla Galleri im historischen Stil des 18. Jahrhunderts. Intelligent löst der Choreograf Valerio Longo die verschiedenen Massen und Bsllettszenen. Insbesondere gibt er dem vielfach gespielten Tanz der Stunden eine außergewöhnliche ja fremdartige Ausdruckskraft zur Szenerie des Abends. Drei Tänzerinnen verschlingen sich in modernen Tanzposen und Schritten des Ausdruckstanzes. Auch die Kostüme heben sich ab. Stimmlich wird ein wohl abgestimmtes Sängerensemble aufgefahren. In der Titelrolle überzeugt Monica Conessa mit ihrem kantigen Sopran mit leichter Schärfe in sicherer Höhe. Dies passt zu ihrer Verzweiflung und Hoffnung, weich bettet sie daneben ihre ehrbare Liebe zur Enzo und zu ihrer Mutter. Samuele Simoncini strahlt als Enzo erst gegen Ende und bleibt zu Beginn zurückhaltend farblos. Agnieszka Rehlis hat einen ehrlichen perligen Sopran mit heller Ausgestaltung in der Höhe. Im Spiel kann sie der Präsenz von Monica Conesa wenig entgegen setzen. Agostina Smimmero berührt als gequälte blinde Mutter mit einem farbigen trockenen Mezzo. Den Bösewicht Barnaba, von Liebe zu Giocanda verzehrt, mimt Angelo Veccia überzeugend mit kräftigen Gesten. Seine Stimme hat ausreichend dunkles Timbre, dringt aber wenig gefahrvoll durch. Simon Sim ist ein nüchterner herzloser Alvise, der von der Regie wenig Aufmerksamkeit bekommt.
Francesco Ommassini ist ein junger Dirigent mit Opern- und Orchestererfahrung. Er versteht es aus dem Orchestra della Fondazione Arena di Verona einen warmen vollen Klang und romantisch harmonischen Ausdruck zu erzeugen. Er lässt Dramatik wachsen ohne diese zu übersteigern. Mit Anmut aber auch Anspruch begleitet er die Solisten. Mit Bravour führt er so durch den Abend. Ebenso überzeugt der Chor der Fondazione di Arena di Verona bestens einstudiert durch Ulisse Trabacchin.
Reger Applaus vom leider spärlich anwesendem Publikum
Dr. Helmut Pitsch
03. November 2022 | Drucken
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