Lebensnah und episch ehrlicher Peter Grimes an der Oper Kopenhagen

Xl_2d64a32d-e050-4cea-a7a9-648042ef35e2 © Helmut Pitsch

Benjamin Britten Peter Grimes Det Kgl Teater Kopenhagen 19.5.2023

Lebensnah und episch ehrlicher Peter Grimes an der Oper Kopenhagen

Es ist Benjamin Brittens meistgespielte abendfüllende Oper. Das Drama um den Eigenbrötler Peter Grimes, der als Fischer mit Hilfe von Kindern als Lehrlinge versucht sein karges Leben zu fristen. Die Handlung spielt im auslaufenden victorianischen England in einem kleinen Küstenort. Dort wird Peter Grimes ob ungeklärter Unfälle mit tödlichem Ausgang für seine jungen Lehrlinge verfolgt und ausgegrenzt. Am Ende sucht er den Freitod auf offener See.

David Radok erzählt in seiner Regie diese Geschichte ohne selbst zu urteilen dafür lebendig mit guter Personenführung vor allem des Chores, der in dieser Oper als Stimmen des Volkes breite Bedeutung und Wirkung einnimmt. Eine große leicht ansteigende Schräge mit grobem Bretterboden vermittelt die Athmosphäre eines Uferstegs oder einfachen häuslichen Umfelds. Kaum merklich findet fließend ein Umbau statt, indem ein pasr Bänke oder Tische verrückt werden und andere Requisiten vom Chor unauffällig herein getragen werden. Den Bühnenhintergrund bilden Projektionen sich wiegender Boote und Masten oder der weite Blick aufs Meer. Die Kostüme und Bühne ist so von Kim Amberla gut historisch zusammen gesetzt und erzeugen eine cineastische Wirkung.

Stuart Stratford liefert am Pult die nötige Dramatik. Sein Dirigat ist ebenso spannend und emotionsgeladen. Dieser Held findet keinen Zugang in die Dorfgemeinschaft und stufenweise wird die Eskalation im Graben aufgebaut. Die verschiedenen symphonischen Vor- und Zwischenspiele kleidet er thematisch aus. Der Orchesterklang ist transparent, klar und farbenreich. Niels Jorgen Rils in der Titelrolle lässt die Verzweiflung und Ausweglosigkeit des Helden spüren. Sein Peter Grimes ist nachvollziehbar ausgegrenzt mit seinen verdrucksten nicht verständlichen Gesten, die eher unbeholfen als selbstbewusst wirken. Stimmlich durchdringt sein Tenor nicht kraftvoll sondern verklemmt, unsicher verletztlich gut zum Rollenbild passend. Sine Bundgaard ist da resoluter als Ellen Orford. Sie will Peter Grimes nicht uneigennützig helfen. Ihre Zuneigung ist spürbar aber nach ihren Regeln. Jens Sondergaard ist ein standhafter Balstrode, der nach einen Ausweg mit seinem Einfluss auf die Dorfgemeinschaft sucht aber sein Scheitern erkennt. Die zahlreichen Nebenrollen sind durchwegs gut besetzt und Otto Sabro Hartung erlebt in seiner stummen Rolle als Lehrling viel Zuspruch. Besonders hervorzuheben ist die stimmliche und gestalterische Kraft und Eignung des Chores der königlich dänischen Oper.

Viel Beifall und Bravi im kurzen Schlussapplaus

Dr. Helmut Pitsch

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