Lucrezia Borgia: Angela Meade folgt Edita Gruberova Belcanto in München

Xl_ee3bb2ef-c4c7-498d-b7aa-b5673ba93f24 © Wilfried Hösl

Gaetano Donizetti Lucrezia Borgia Bayerische Staatsoper 15.10.2022

Angela Maede folgt Edita Gruberova Belcanto in München

Über Jahre prägte Edita Gruberova Belcanto Aufführungen an der Bayerischen Staatsoper. Mit einem Blumenregen wurde sie hier anlässlich ihres letzten Bühnenauftritts vom Haus und Publikum verabschiedet. Kurz darauf verstarb sie unerwartet. Dieses Erbe tritt nun die US amerikanische Sängerin Angela Meade als die mörderische skrupellose Donna Lucrezia Borgia in der gleichnamigen Oper von Gaetano Donizetti an. Ihr Weg zur Macht ist von Intrigen und Morden geprägt, aber sie ist auch eine liebende Mutter, die ihre Hand schützend über Gennaro hält, ihren Sohn, den sie verlassen hat, um ihn in Unkenntnis seiner Herkunft zu schützen. Aber in ihren Intrigen und Racheplänen versteickt, stirbt dieser am Gifttrank der Mutter.

Äußerlich überfällt die Sängerin mit ihrer Fülle, die eine kraftvolle dramatische Stimme mit dunkler Färbung birgt. Ihre Koloraturen sind nicht schlank und leichtgängig aber sie sitzen. Die meisten Spitzentöne ebenso. Es ist die Klangmasse die Sie ausdrucksstark zu formen weiß. Rund führt sie die Melodien. So bildet sie ein neues Rollenbild und verleitet zu keinem Vergleichen mit ihrer Vorgängerin. Ihre Darstellung gelingt zu überzeugen und wird immer wieder mit Szenenapplaus belohnt.

Ihren Sohn Gennaro singt wiederum Pavol Breslik mit lyrischem Tenor, wohlgeformt mit vollen Ton führt er die Melodien, verpackt Gefühle und Emotionen in Farben mit jugendlichem Timbre. Er hat diese Rolle bereits in der Premiere dieser erstklassigen Inszenierung von Christof Loy 2009 gesungen. Auf einer Wand prangt in grossen weißen Buchstaben der Name der Titelheldin. Ab und an bilden einfache Stühle oder ein Tisch das Mobiliar. Keine optische Ablenkung findet statt, die Bühnenorte ergeben sich in der Phantasie aus Text, Spiel und Situation. Der Regisseur konzentriert sich auf eine ausgefeilte aber wohldosierte Personenführung. Die Kostüme sind eine Mischung aus Historie für Lucrezia leicht historisierend für Gennaro und seine Freunde, modern für Don Alfonso. Ein pasr Lichteffekte ergänzen die Spannungseffekte.

Erwin Schrott zeigt wiederum sein großes schauspielerisches Talent als Don Alfonso und steigert mit lockeren Gesten den Unterhaltungswert. Stimmlich gelingen seine Auftritte mit Bravour, Sicherheit und vollem Volumen ohne überdreht zu wirken. Fein formt er die Töne, öffnet weit für die Melodien und färbt die Stimmungen ein. Teresa Iervolino mimt den treuen Freund Maffio Orsini. In ihrer Ballade kann sie die Vielfalt ihres dunklen Mezzo in dieser Hosenrolle zeigen.

Am Pult überzeugt Antonio Fogliano mit einer sehr italienischen, feinen schwungvollen Führung des Bayerischen Staatsorchesters. Das Orchester musiziert transparent und abwechslungsreich. Präzis ist die Abstimmung mit dem Orchester hinter der Bühne und das Zusammenspiel mit den Sängern.

Ein glanzvoller Abend und Auftakt für die Fortführung der Belcanto Tradition am Haus. Großer Jubel und Anerkennung für alle Beteiligten

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading