Madame Butterfly Wiederaufnahme begeistert unverändert frisch und dynamisch in Bregenz

Xl_6c88c33b-9f68-4d07-8352-103d7bbe254b © Karl Foster

Giacomo Puccini Madame Butterfly Bregenzer Festspiele 27.7.2023

Madame Butterfly Wiederaufnahme begeistert unverändert frisch und dynamisch in Bregenz 

Die Seebühne beeindruckt wieder den Besucher der Bregenzer Festspiele, kaum daß er das Haus betritt. Michael Levine hat mit dem überdimensionalen Blatt Papier, gefaltet mit ein paar exotisch anmutenden Landschaftsmalereien ein atemberaubendes und konzeptionell passendes Bühnenbild entworfen. Wie vom Wind verweht ist ein Stück Japan am Bodensee gelandet - immerhin mit einem Gewicht von 300 Tonnen. Mit den integrierten Ebenen ist Platz und Bewegungsfreiheit für die verschiedenen Gruppenauftritte vorhanden. Weisse Geister in schwingenden Kleidern helfen für die pausenlose Verwandlung und sonstigen Regieeinfälle, wie ein Traum Cio Cio Sans des Wiedersehens mit Pinkerton. Die Kostüme von Antony Mc Donald sind farbenreich elegant und traditionell fernöstlich exotisch. Für die nötigen visuellen Effekte sorgen die großflächigen Videoprojektionen von Franck Evin. Besonders eindrucksvoll gestaltet sich so der Auftritt des bösen Onkels Bonzo, der nur als Projektion hinter einem Schleier erscheint. Am Ende lässt Evin das Blatt Papier in Flammen aufgehen. Das Regieteam um Andreas Homoki hat ganze Arbeit geleistet.

Auch in der zweiten Saison begeistert diese Inszenierung tausende von Zuschauern bei ausverkauften Vorstellungen. Die musikalische Umsetzung lässt ebenso wenig Wünsche offen. Eine fulminante Barno Ismatullaeva als Cio Cio San reisst das Publikum zu stehenden Ovationen. Ohne Anzeichen von Ermüdung ist sie sehr präsent in der Gestaltung der Rolle. Ihren weich und leicht dunkel gefärbten Sopran führt sie souverän, phrasiert fein und nuanciert. Nie wird mit Kraft, sondern mit perfekter Technik bis in die Spitzentöne klar und frisch gesungen. Die technische Ausstattung der Festspiele ist bestens ausbalanciert und trotz Verstärkung bleibt der Gesang angenehm natürlich erhalten. Annalisa Stroppa ist eine Suzuki mit Charakter und eine gebührlich treue Dienerin. Otar Jorjikia lässt Schmelz in seiner Stimme und fülliges Legato als Pinkerton spüren. Im Spiel ist er etwas unbeholfen. Brett Polegato überzeugt als Sharpless mit wohligem Bariton. Spencer Lang darf als munterer und gesanglich sicherer Vermittler Goro ein kühlendes Bad im See nehmen.

Die Wiener Symphoniker sitzen im nah gelegenen Festspielhaus und ihr Spiel wird übertragen. Die Tontechnik funktioniert an diesem Abend bestens. Der Klang erfüllt selbst im Freien raumgreifend. Die Spätromantik ist in dem Frühwerk Puccinis wie auch der Einfluss Wagners zu spüren. Intensiv beschäftigt er sich mit dem japanischen Tonsystem um die Färbung und Identität der japanischen Tonkunst zu integrieren. Wahrlich es treffen sich Ost und West in der Partitur, Elemente der amerikanischen und japanischen Hymne sind stellvertretend wohl erkennbar. Enrique Mazzola lässt am Pult die Musiker gross aufspielen. Nur selten wird es intim, Dramatik dominiert mit Gespür wohl dosiert. Die Gegebenheiten vertragen dieses feurige Dirigat, das die Sänger gut inkludiert.

Wieder steht Bregenz für ein herausragendes Kunlturerlebnis. Das Publikum feiert begeistert alle Künstler.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading