Mailand gedenkt Puccini mit Turandot in Starbesetzung

Xl_image0__004_ © Helmut Pitsch

Giacomo Puccini Turandot Teatro alla Scala Mailand 28.6.2024

Mailand gedenkt Puccini mit Turandot in Starbesetzung

Gerade ging die Trennung des Power Paares der Opernwelt Anna Netrebko und Yusif Eyvazov durch die Medien, künstlerisch wollen sie weiter zusammen arbeiten und auftreten; dies so eindrucksvoll geschehen an der Mailänder Scala. Diese präsentiert gerade als besondere Ehrerbietung an Giacomo Puccini zu dessen 100. Todestag eine opulente  Neuinszenierung dessen Oper Turandot durch Davide Livermore.

Der Italiener hat in den letzten Jahren hier zahlreiche Neuinszenierungen vorgestellt, er war Intendant am Palau les Arts in Valencia und an verschiedenen Theatern seiner Heimatstadt Turin. Mit zahlreichen technischen, vor allem bildgewaltigen, auch bunten Lichteffekten von Antonio Castro schafft er einen düsteren Blick in das Hinterhofleben in einem Amüsierviertel Pekings sowie der märchenhaften Welt am Kaiserhof. Dabei lässt er geschickt die Bilder ineinander fließen und immer neue Aufteilungen der Bühne zu. Mariana Francaso kreierte prachtvolle bunt glitzernde traditionelle Kostüme für die Titelhelden und den Hofstaat. Das gemeine Volk wirbelt in grauer Alltagskleidung herum. Die verschiedenen Effekte zu beschreiben, würde eine Besprechung des Abends sprengen, es sei aber festgehalten, dass die Zusammensetzung der Bilder ästethisch und nie überzogen war. Calaf logiert im Hotel Amour, dort treffen wir Ping Pang Pong zu Beginn des zweiten Aktes, wenn sie sich mit Damen und Herren amüsieren. Zentral erscheint immer wieder ein Kreis von oben der durch Videoinstallationen von D wok zur transparenten Kugel wird. In dieser verschwimmen farbige Flüssigkeiten oder es erscheint ein prachtvoller roter Laubbaum. Dieser schmückt auch die Ebene, die von oben für den Auftritt Turandots wie ein landendes Raumschiff heruntergelassen wird.

Meisterhaft bewegt Livermore die Massen auf der Bühne. Seine Choreografie lässt viel Bewegung in harmonischer Abfolge zur Musik zu. Mühsame Aufmärsche umgeht er indem immer wieder Bühnenvorhänge hochgezogen werden hinter denen sich der Chor als/und das Volk versteckt. Rasch lösen sich die Massenbewegungen auf. Auffällig ist eine große bewegliche transparente Skulptur eines Pferdes, von drei Männern bewegt. Die Zuordnung zur Handlung ist schwierig, das Tier scheint eine Beziehung zum Helden Calaf zu haben. Originell und die geballte Spannung kurzzeitig auflösend ist der Einsager der Lösung des dritten Rätsels durch einen kleinen Jungen.

In diesem exotisch berauschenden Rahmen gelingt es dem gefeierten Opernstar Anna Netrebko wieder einmal mit ihrer herausragenden sängerischen Leistung die Konzentration auf sich zu ziehen. Die anspruchsvollen Sprünge gleich zu Beginn ihres Auftrittes, die farbige Magie ihrer Rätsel und die aufkeimenden Gefühle versteht sie mit Ausdruck und Strahlkraft in ihre Darbietung einzubauen. Sicher bleibt sie in den Spitzentönen und durchdringend mutet ihre nun dunkle Tiefe an, die sie klar aussingt. Die Innigkeit ihrer Piani berühren wie auch ihre Stimmkraft, die Chor und Orchester zu krönen schafft.

Yusif Eyvazov punktet wieder mit seiner kraftvollen Stimme, die sich in den Höhen verengt zeigt und weniger Raum einnimmt. Dafür zeigt sich sein Tenor facettenreicher und auch in Pianostellen schmiegsam hörbar.

Rosa Feola ist eine ehrwürdige, klare Liu, die innig in hellem Sopran die Gefühle der Liebe besingt und mit mutiger Haltung der Prinzessin und ihren Folterern entgegen tritt. Vitalij Kowaljow verleiht Timur eine natürliche Präsenz mit seinem vollen ausfüllendem Bass.

Michele Gamba gelingt es nach anfänglichen Unregelmäßigkeiten besonders im zweiten Akt die Modernität wie Romantik der Musik Puccini auszukosten. Den Chor feuert er mit großen Gesten an, mächtig und differenziert ist dessen Klang. Dem Orchester entlockt exotische bis tänzerische Töne, die große Besetzung nutzt er für hoheitsvoll imposante Bildbeschreibungen. Wenig Raum gibt er den Sängern, die die Herausforderung gut annehmen.

Stimmungsvoll wird ehrfurchtsvoll nach der Arie der Liu und ihrem Tod am letzten Takt aus der Federder Puccinis unterbrochen. Vorher verteilte Kerzen werden angezündet und fürceine Schweigeminute zum Bildnis des Komponisten eingelegt.

Im Anschluss beendet das aus Skizzen Puccinis komponierte Finale der Oper durch Alfano den qualitätsvollen Opernabend. 

Es folgt ein begeisterter Jubel für die Sänger, allen vorsn Anna Netrebko und Rosa Feiola.

Dr. Helmut Pitsch

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