Giuseppe Verdi Un Ballo in Maschera Bayerische Staatsoper 5.2.2025
Maskenball in München Ehebruch in Starbesetzung
Es dreht sich alles um den „vermeintlichen“ Tatort, das Ehebett, das zentral auf der schwarz weißen Bühne ständig an die Tat erinnern soll. Heike Scheede hat die Bühne als eleganten großen Rundbau mit raumgreifender Treppe gestaltet. Wie gespiegelt klebt an der Decke nochmals das Ehebett. Weisse bodenlange Vorhänge umschließen die Bühne und dienen auch als Projektionsfläche für die schwarz weißen Videoprojektionen. Tanzende Paare zum Vorspiel, das Setting im Stil der 20 iger Jahre vorstellend. Johannes Erath wechselt nicht den Schauplatz in seiner Inszenierung aus 2016, die zur Zeit in München wieder aufgenommen wird. Und seine Deutung ist schlüssig durchdacht, fließend und spannend. So wechseln Renato und Riccardo die Morgenmäntel, um dem Attentat zu entgehen. Der Hofstaat erscheint vornehm elegant in Frack mit Zylinder, der Page Oscar mutet als Conferencier a la Cabaret - Kostüme Gesine Völlm. Die Weissagerin Ulrica wandelt im schwarzen Abendkleid mit blonder Haarpracht, die Handlung immer wieder begleitend. Die Personenregie ist packend lebendig und gut dosiert.
Musikalisch gestaltet Andrea Battistoni ebenso mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen den Abend. Das Staatsorchester spielt unter seiner Leitung mit viel Verve auf höchstem Niveau. Die verschiedenen Soli von Cello und Geige gelingen ausdrucksstark. Der Chor ist wieder bestens vorbereitet und fügt sich mit seinem aktiven Auftritten lebendig ein.
Ein gut abgestimmtes internationales Sängerensemble wurde verpflichtet. Der Amerikaner Charles Castronovo zeigt als Riccardo sein schauspielerisches Können. Er ist ein draufgängerischer Graf, der seiner überschäumenden Liebe auch fatal bereit ist die innige Freundschaft zu opfern. Seine reumütige Besinnung kommt zu spät. Stimmlich kann er seine Gefühlsschwankungrn gut umsetzen. Seine Höhen erreicht er nicht immer leicht, kann dies aber mit seiner emotionalen Inbrunst gut ausgleichen. Die Australierin Nicole Car überzeugt mit ihrer zerrissenen Gefühlswelt und aufopfernden Mutterliebe. Ihre Amelia ist sehr weiblich und lyrisch in ihren Arien. Ihr Sopran zeigt sich sicher und gut geführt, der auch zu dramatischen Steigerungen fähig ist. Ludovic Tezier wird für seine durchschlagende gesangliche Leistung als Renato vom Publikum gefeiert. Sein warmer kräftiger Bariton mit vollem dunklen Timbre gestaltet seine Enttäuschung und Rachegefühle gefühlsecht.
Mit Yulia Matochkina wurde Ulrica mystisch verzaubert besetzt. Ihr Mezzosopran entfaltet sich besonders in der Dunkelheit der Tiefe.Die Koreanerin Seinwoo Lee zeigt sich sehr bemüht, ihre Stimme kann aber den Raum nicht füllen und ihr Spiel bleibt gekünstelt ohne Eindruck.Andrew Hamilton als Silvano und Baint Szabo sind zwei besonnene und bestimmende Rädelsführer gegen den Grafen.
Großer Jubel im ausverkauften Haus für alle Beteiligten.
Dr. Helmut Pitsch
07. Februar 2025 | Drucken
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