Tiroler Festspiele Erl Eröffnungskonzert 6.7.2023
Mit Pauken und Trompeten - eine stilvolle musikalisch hochwertige Eröffnung der Tiroler Festspiele
Mit Pauken und Trompeten im musikalischen Sinne lässt Dr. Hans Peter Haselsteiner, Präsident und größter Förderer die Tiroler Festspiele in seiner Rede eröffnen, bevor er mit mahnenden und kritischen Worten zu Klima, Krieg und politischen Entwicklungen heftig aufrüttelnd Stellung nimmt. Das Vorspiel von Giuseppe Verdis großem Freiheitsdrama Nabucco folgt passend in einer markigen vom Blech stark geführten Interpretation durch das Orchester der Tiroler Festspiele. Der Amerikaner Erik Nielsen ist seit 2022 sein Leiter und präsentiert einen homogenen Klangkörper.
Viele Würdenträger und Politiker sind unter den Festgästen. Nach einer bedächtigen Rede des Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle leitet nochmals das Orchester mit einer schwungvollen Darbietung von Sir Edward Elgars Introduction und Allegro op 47 zur Eröffnung durch den Bundespräsidenten Alexander van der Bellen über. Das romantische aber bereits expressionistische Werk zeigt feingliedrige Dissonanzen zwischen Dur und Moll und moduliert das Thema in einer harmonischen polyphonen Klangvielfalt. Das Werk für Streichorchester mit dem Schumann Streichquartett als Solisten zeigt eine Orientierung an barocken Concerti Grossi, aber führt auch in die Moderne. Dies passt zur humorvoll gewürzten Rede des Bundespräsidenten, der neben Klima auch über Krieg spricht, dazu mit Begegnungen aus seinem Politikerleben Aufbruch vermitteln will.
Zum Programm der diesjährigen Festspiele führt eine Aufführung von Siegfrieds Tod aus Richard Wagners Götterdämmerung. Diese als auch Siegfried, der zweite Abend des Zyklus Ring des Nibelungen feiern dieses Jahr Premiere einer Neuinszenierung durch Kammersängerin Brigitte Fassbaender. Mit dominantem Spiel der Blechbläser bewirkt Erik Nielsen eine würdige Feierlichkeit für den Anlass des Abends.
Mit viel Schwung und einem handlungsreichen Erzählstil beeindruckt Reinhold Glieres Konzertouvertüre The Zaporozhy Cossacks. Der deutschstämmige in Kiew geborene Russe verarbeitet russische Folklore mit der Elegie der Spätromantik und westeuropäischen Einflüssen. Ein reißendes und mitreißendes Werk, das zu Unrecht selten gespielt wird.
Wieder getragen feierlich wird mit Anton Bruckners großem Chorwerk Te Deum auch das kommende Jubiläumsjahr zum 200 Geburtstag des oberösterreichischen Komponisten eingeleitet. Kleine Unstimmigkeiten im Orchester schleichen sich ein, angesichts des vollen Programms der Festspiele auch verständlich. Der Chor begeistert durch eine stimmungsvolle klare und in der Intonation sehr einheitliche Stimmführung. Die Solisten, zumeist Ensemble Mitglieder der Oper Frankfurt bringen solide Leistungen.
Nach großem Jubel im Saal beschließen Chor und Orchester der Tiroler Festspiele mit einer Zugabe den Abend. Der Gefangenenchor aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco passt bestens als krönender Abschluss.
Große Begeisterung und Jubel im Saal. Die diesjährige Festspielsaison ist würdig erstklassig eröffnet und wird zahlreiche Begegnungen mit großen Künstlern und Werken ermöglichen.
Dr. Helmut Pitsch
10. Juli 2023 | Drucken
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