Mitreißend ergreifend Orfeo in Salzburg

Xl_4e9aa9c9-9ec1-4bb6-bffe-f499b0a90c46 © Werner Kmetitsch

Claudio Monteverdi Orfeo Mozartwoche Salzburg 26.1.2025

Mitreißend ergreifend Orfeo in Salzburg

400 Jahre nach seiner Entstehung zählt die Oper Orfeo von Claudio Monteverdi als bahnbrechende Entwicklung für die aufkommende Gattung der Oper. Als Kapellmeister am Hof der Gonzaga in Mantua war Monteverdi geneigt neue Wege zu gehen und mit den Grenzen der Kontrapunktik und Chromatik zu experimentieren, sowie der Verbindung von Musik und Drama. Ebenso geht Nikolaus Habjan als Regisseur eigene Wege, indem er seine Leidenschaft für das Puppenspiel in seine Umsetzungen einbaut. Damit führt er die bedeutende alte Tradition des Figurentheaters sowie Marionettentheaters in eine neue Epoche.

Die für die Mozartwoche 2025 entstandene Neuproduktion des Orfeo von Monteverdi liegt eine Produktion der Semperoper Dresden aus2023 zu Grunde. Jakob Brossmann schuf ein märchenhaftes Bühnenbild, geprägt von einer langen Treppe, deren Mittelteil sich effektvoll dreht und unterschiedliche Niveaus ermöglicht. Ein entlaubter Olivenbaum führt auf das Landleben im ersten Akt. Effektvoll und sehr ästhetisch ist die Lichtregie von Fabio Antoci, die die Handlung mit zum Leben bringt. Ein großer Kreis an der Bühnenrückwand öffnet sich zur dunklen Unterwelt und zur strahlendurchfluteten Götterwelt. Orfeo und Euridice werden von weissen Puppen und den Sänger personifiziert, die Trennung von Körper und Seele geschickt darstellend. Märchenhaft und sehr ansprechend ist die Unterwelt bildgewaltig mit übergroßen dunklen Puppen mit leichtenden Augen, gesamten Köpfen und Händen gestaltet. Strahlend im glitzernden Goldköstum erlöst Apoll den trauernden Helden und führt ihn in den leuchtenden Himmel.

Musikalisch zeichnet sich Christine Pluhar am Pult des von ihr 2000 gegründeten Ensembles L‘Arpeggiata auf Original Barockinstrumenten verantwortlich. An der Konzertgitarre und Laute ausgebildet, unterrichtet sie auch Barockharfe am königlichen Konservatorium in Den Hasg. Sie ist für ihre präzisen Interpretationen den Originalklang abbildend bekannt. Sehr aufmerksam führt sie Orchester, die ausgezeichneten Solisten des Philharmonia Chor Wien sowie das Sängerensemble. Aus dem Graben strömt warmer weicher Klang, gemäßigt in Volumen und im Tempo sehr ausgeglichen. Mitunter wirkt die musikalische Gestaltung monoton, mehr Variation zum Ausdruck der Gefühle hätte hier noch Platz gehabt und mit den erstklassigen Musikern möglich gewesen.

Auf der Bühne überzeugt und dominiert Rolando Villazón als Orfeo. Der Intendant der Mozartwoche lässt die Freuden und Schmerzen des Titelheldes fühlbar werden. Seine innere Gefühlswelt findet in seiner warmen dunklen gealterten Stimme vielfältige Gestaltung. Die Partitur zumeist in mittlerer und tiefer Lage liegt ihm, die Koloraturen fliessen brüchig mit Anstrengung. Sein Entertainer - Talent setzt er geschickt auch im Ungang mit den Puppen ein und seine Spielfreude reißt Ensemble und Publikum mit. Tamara Ivanis ist eine reine, würdig zurückhaltende Euridice, deren Auftritte leider nur kurz währen. Celine Scheen ist eine edle Musica und eine demütig bittende Proserpina. Sauber und sicher ist die Intonation ihres hellen Soprans. Cyril Auvity erfreut als Pastore III und herrschaftlicher Apollo, der mit samtenen Klang den leidenden Orfeo zu einer verheißungsvollen Stimmungsänderung überreden kann. Joao Fernandez schlüpft in mehrere Rollen als Caronte Plutone und Pastore V. Hier zeigt sich sein Bass wandlungsfähig mystisch bis furchteinflössend. Insgesamt sind die zahlreichen Rollen, auch durch den Philharmonia Chor gut besetzt und für die lebendige Inszenierung vorbereitet.

Das Publikum ist mitgerissen, ergriffen und bedankt sich mit großem Beifall.

Dr. Helmut Pitsch

Copyright Werner Kmetitsch

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