Mitreißende Gefühlswelt und Epik der Filmmusik in Innsbruck

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Tiroler Symphonieorchester Saal Tirol Congress Innsbruck 10.11.

Mitreißende Gefühlswelt und Epik der Filmmusik in Innsbruck

Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) wurde als Wunderkind gefeiert. Als er noch keine 20 Jahre alt war stieß als mit seinen Opern zu den führenden Komponisten auf. Sein Stil prägt den Wandel von der Romantik zur Moderne, wobei er immer melodisch und harmonisch blieb. „Wohllautend“ wie er selbst sagte. Nach dem Anschluss Österreichs emigrierte er in die Vereinigten Staaten und eroberte Hollywood und prägte die Filmmusik der aufkommenden Tonfilme.

Mit seinem Violinkonzert D Dur op 35 kehrte er 1945 in die klassische Symphonik zurück, konnte aber an seine früheren Erfolge nicht anknüpfen. Immer noch auf Melodik und Harmonik bestehend, galt er als zu traditionell gegenüber der 12 Tonmusik und dem Expressionismus.

Die junge Violinistin Arabella Steinbacher haucht seinem Violinkonzert mit perfekter Technik kräftig Leben ein, indem sie geschickt die ausufernden Melodien, die an Korngolds Filmmotive erinnern, mit prägnanten kernigen Läufen als Gegensätze markiert. Niemand geringerer als der legendäre Jascha Heifetz war der Solist der Uraufführung, das Werk ist aber der Witwe Gustav Mahlers Alma Mahler Werfel gewidmet. Mit ihr verband Korngold eine enge Freundschaft in beider Exil in Amerika.

Schwärmerisch baut die Geigerin elegisch und in epischer Breite die romantischen vollmundigen Melodiebögen, unterstützt von Ainars Rubikis am Pult des Tiroler Symphonieorchesters. Er bleibt zurückhaltend, leicht und in vollem Klang an ihrer Seite. So gestaltet die Solistin die Dramaturgie, treibt das Orchester voran und baut Spannung in den herausfordernden Soli auf. Das Wechselspiel, gerade im zweiten Satz, der Romanze wird zu einem Ausbruch der Gefühle, im dritten Satz flirt der Kolorit der Filmmusik von Liebesgeschichte bis Western.

Klang des Schicksals lautet das Motiv des Abends und dies passt bestens zum zweiten Teil des Abends. Peter Iljitsch Tschaikowskys Symphonie Nr 5 e-moll op 64 versetzt den Zuhörer in ein emotionales Bad der unterschiedlichen Gefühle. Das tragende Motiv taucht in verschiedenen Schattierungen immer wieder auf. Der junge lettische Dirigent setzt auf die Gefühlsausprägungen. Er kitzelt in intensiven Blickkontakt mit den Musikern feine Details, besonders langgezogene Melodien oder markige Fermate heraus. Er versetzt sich selbst in mitreisende Bewegungen. Lässig geht er mit seinem Taktstock um, bis er im hitzigen Treiben durch die Luft wirbelt und zu Boden fällt. Rubikis setzt nicht auf transparente Zerlegung,  sondern lässt die Stimmen ineinander fließen. Seine Tempi sind wohl gewählt und nicht gehetzt. Sehr nuanciert geht er mit der Lautstärke um, legt Wert auf aufgefächerte Piani und vermeidet wuchtige Tutti. Er schwelgt in der weiten Melancholie russischer Färbung. Klar führt er den Valse im Rhythmus. Beeindruckend ist die Sicherheit und technische Souveränität des Orchesters, allen voran der intensiv geforderten Bläser.

Gross ist der Beifall im nahezu ausverkauften Saal.

Dr. Helmut Pitsch

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