Montecatini Opera Festival Alter Glanz nah am Kitsch

Xl_img_1498 © Montecatini Opera Festival
Auf halber Strecke von Florenz nach Pisa liegt verträumt in der lieblichen Landschaft der Toskana der traditionsbehaftete Kurort Montecatini. Große Kurhotels, breite Alleen und Kurparks erinnern an alten Glanz. Über Generationen kehrte die europäische Noblesse und Aristrokratie hier ein, um das Klima, die Natur und die Heilkraft des Wassers zu genießen. Prächtige Bauten für die Thermen vermitteln heute noch den eleganten Flair von damals. Heute hat sich der Kurort zu einem beliebten preisgünstigen Standort für Gruppenreisen entwickelt, um die umliegenden Schönheiten bequem zu erkunden. Kulturell weist der Kurort eine vielschichtige Tradition und einen engen Bezug zu mehreren Künstlern insbesondere zu den Komponisten Leoncavallo und Puccini auf. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der Ort und eine private Initiative für ein Opernfestival stark gemacht haben. Die architektonischen Juwele der Termalbauten aus dem Ende des 19 Jahrhunderts bilden auch die passenden Rahmen. Die Excelsior Terme im Liberty Stil, ein quadratischer Bau verspielt und intim, sowie die Tettuccio Terme als Open Air Arena für bis zu 800 Gästen. Seit 15 Jahren findet das Festival mit Einzelvorstellungen über sieben Monate verteilt statt. Die Intendantin Maria Giulia Grazzini erklärt, dass die Festivalleitung und die Kommune seit 2007 verstärkt auf einen Bezug zu Russland setzt, um den Tourismus und den kulturellen Austausch zu fördern. So auch in der Namensgebung umgesetzt. Das Montecatini Russia Opera Festival präsentiert musikalische Köstlichkeiten aus italienischen und russischen Opern, präsentiert von Künstlern aus beiden Ländern. So auch am besuchten Konzertabend in der Excelsior Terme mit drei Gesangssolisten, begleitet von der Pianistin Chiara Mariani, die mächtig in die Tasten und Pedale tritt, um Spannung und Klangvolumen zu erzeugen, welche die Akustik des Raumes nicht wirklich erfüllen. Die Sopranistin Marina Nachkebiya ist stimmlich noch nicht in den hochromantischen Opern von Puccini und Tschaikowsky angekommen. Mehr Potenzial zeigte sie in der Zugabe als Marcelina aus Mozarts Don Giovanni. Dagegen trumphte der Tenor Marco Mustaro als Rudolfo ( La Boheme) oder Herzog von Mantua (Rigoletto) mit italienischen Timbre, Kraft und Wärme. Ab und an bricht die Stimme in der Mittellage bei zu gewagtem Forte und trübt sich im Ausdruck ein. Verwandlungsfähig zeigt sich der Bariton Paolo Ruggiero. Ob als Figaro aus Rossinis Babier von Sevilla, Escamillo aus Bizets Carmen. Scarpia aus Puccinis Tosca oder als Aleko aus Rachmaninovs gleichlautender Oper, er trifft die Stimmung, die Eigenschaft der Rolle und der Handlung. Eher tief angesetzt ist seine Stimme, mit Schmelz unterlegt berührt, kämpft oder schmettert er frisch und gefühlsbetont. Rasch reihen sich die Hits der Opernwelt aneinander und das Publikum kommt in Fahrt und unterstützt die Solisten mit kräftigen Applaus. Eine angenehme wohlige Stimmung durchsetzt den Raum, intimer Kurkonzert- bis hin zum Saloncharakter überkommt den Zuhörer, so nah an den Künstlern. Die Veranstalter wollen breite Schichten und besonders auch Jugend mit ihren Veranstaltungen erreichen. Dies ist sicherlich an diesem Abend gelungen. | Drucken

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