Mozarts Meisteroper Idomeneo in intimer bester konzertanter Interpretation in München

Xl_brso_idomeneo_rattle_20231216__c_br-astrid_ackermann © BR Astrid Ackermann

Wolfgang Amadeus Mozart Idomeneo Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Herkulessaal 19.12.2023

Mozarts Meisteroper Idomeneo in intimer bester konzertanter Interpretation in München 

1781 feiert Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart seine Uraufführung im Residenztheater in München. Nach einer längeren Pause schuf das Salzburger Genie wieder ein Bühnenwerk mit einer klassischen Handlung. Idomeneo der König von Kreta verspricht dem zürnenden Gott Neptun ein Opfer für seine sichere Rückkehr nach Kreta. Die Wahl des Opfers fällt unglücklicherweise auf seinen Sohn Idamante. Treue, Ehre und Liebe finden göttlichen Zuspruch und führen zu einem heilen Ende.

In unmittelbarer Nähe zum Uraufführungsort bringt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, eines der weltbesten Orchester, im Rahmen eines Sonderkonzertes eine konzertante Aufführung im Herkulessaal eben dieser Residenz mit einer ausgezeichneten wohlabgestimmten Besetzung international  anerkannter Mozartsänger. 

Der Brite Andrew Staples verkörpert einen gutmütigen ehrenhaften Idomeneo. Er zeigt die Vaterliebe des Herrschers mit starken Gefühlen. Sein Tenor überzeugt mit Körper und Kraft, bleibt aber immer geschmeidig, gleitet ohne Modulation in die Höhe, die er voll auskleidet.  Magdalena Kozena gestaltet mit viel Ausdruck und Publikumskontakt seinen vom Schicksal getroffenen Sohn Idamante. Ihr Mezzo hat an dunkler Breite und Klarheit gewonnen. Trotzdem bringt sie wohlgeformte durchdringende Spitzentöne mit absoluter Sicherheit. Eine sehr gelungene Rollendarstellung. 

Sabine Delvieilhe hat in vielen Mozartpartien Erfolge gefeiert. Mit ihrer feinsinnigen, klugen Ausgestaltung der trojanischen gefangenen Prinzessin Ilja überzeugt sie auch hier. Sie mischt Wehmut, Freude, Liebe und Ehrenhaftes Opfer in einer gesunden Mischung aus Dramatik und Lyrik. Drama und große Gefühle lässt Elsa Dreisig als deren Rivalin Elettra spielen. Sie hofft durch süßliche Schmeicheleien die Liebe Idamantes zu erreichen, bleibt kokett kämpferisch gegenüber Ilja bis hin zu einem wirkungsvoll gesteigerten Finale mit einer mächtigen Rachearie die in einer Todessehnsucht gipfelt. 

Der Holländer Linard Vrielink zeigt seinen lyrischen Tenor in den anspruchsvollen Arien des Arbace, der mit Inbrunst um die Erlösung des geliebten Königs und des Sohnes durch die Götter fleht. Liam Bonthrone nutzt seinen Auftritt als respektierter Oberpriester mit Würde und Glanz. Tareq Nazmi durchzieht den Saal mit dunkler ehrhabener Stimme des Orakels von der Empore aus. 

Simon Rattle hält am Pult sehr aktiv und aufmerksam alle Zügel in der Hand. Wieder zeigt sich hier die charmante unbekümmerte Art britischer Musiker im Zugang zur Interpretation Mozarts. Es bleibt locker und schwebend auch in den dominant tragischen Momenten der Handlung, er vermittelt Hoffnung und Zuversicht. Die Musiker des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das er als Genermusikdirektor führt, zeigt sich ihm sehr verbunden. Es entstehen zärtliche weiche Momente mit viel Schwung und ebenso sakral feierliche Steigerung. Der Chor des Bayerischen Rundfunks ist von Howard Arman gewohnt perfekt vorbereitet und bietet höchste Musikalität in einer farbenreichen Darbietung.

Großer Jubel im ausverkauften Saal.

 

Dr. Helmut Pitsch

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