München - Bryn Terfel brilliert als lüstern süffisanter Bösewicht in Tosca

Xl_tosca_2024_l.davidsen_f.detommaso_c_geoffroy_schied__3_ © Geoffroy Schied

Giacomo Puccini Tosca Bayerische Staatsoper 2.10.2024

München - Bryn Terfel brilliert als lüstern süffisanter Bösewicht in Tosca

Das 1900 entstandene Melodramma Tosca um die tragische Liebesgeschichte der römischen Diva Tosca und des Malers Mario Cavaradossi von Giacomo Puccini gehört zu den wahren Opernhits. Die beiden Liebenden geraten in die politischen Mühlen des unerbittlichen Herrschers Baron Scarpia, der seinerseits die berühmte Sängerin unerwidert anbetet.

Diese zehrende Begierde wie seine Macht verkörpert an diesem Abend der walisische Bariton Bryn Terfel in meisterhaftem Spiel und in gewohnt farbig sicherem Gesang. Gefühlt wirkt jeder Faser von ihm mit. Lüstern lässt er die Augen rollen, dramatisch muntert er zur Folter des Geliebten, kostet bis in die Fingerspitze jede Minute aus bis er sein Ziel des Verrates erreicht. Stimmlich führt er seinen warmen kräftigen Bariton in vielen Facetten vor.

Die Titelrolle dieser Wiederaufnahme der erst im Juni erstmals aufgeführten Inszenierung übernimmt die gefeierte Wagner Sängerin Lise Davidsen. Die großgewachsene Norwegerin präsentiert ihren kräftig durchdringenden Sopran, der sicher die anspruchsvollen Höhen der Partie erklimmt. Geschickt hält sie zu viel Dramatik zurück und ein feines Vibrato vermittelt eigene Färbung. Etwas hölzern wirkt ihr Spiel, als wehrhafte kühle Frau definiert sie ihre Darstellung.

Freddie De Tommaso stemmt sich gelungen gegen seine beiden Kollegen, die mit vollen Volumen das Ensemble herausfordern. Leider wird die Aufmerksamkeit auf seine große Arie „E lucevan le stelle“ , die er durchaus gefühlvoll darbietet, durch mannigfaltig überbordende Videopräsentationen abgelenkt. Milan Siljanov als etwas verlorener Angelotti und Martin Snell als rühriger Messner runden die Besetzungsliste ab

Insgesamt kann die überladene Regie von Kornel Mundruczo nicht begeistern. Seine Idee, den Maler Cavaradossi zu Piero Paolo Pasolini, den umstrittenen Filmregisseur zu verwandeln und dementsprechend den ersten Akt zu einer Kopie aus dessen bahnbrechendem Film „Die 120 Tage von Sodom“ nachzustellen kann nicht wirklich zünden. Gewalt- und Folterszenen werden ausgiebig ausgebreitet, fette Blutspritzer markieren die Hinrichtung sowie den Sprung Toscas in den Tiber.

Erfreulicher ist die Stabführung von Oksana Lyniv im Orchestergraben. Sie arbeitet die Orchesterbegleitung mit viel Inspiration und Emotionen heraus, achtet auf Details und bleibt in ihrem Dirigat immer durchsichtig. Großer Jubel im nahezu ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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