Vladimir Jurowski wird ab der Saison 2021/22 neuer Generalmusikdirektor der bayerischen Staatsoper sein und Kirill Petrenko folgen, der neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wird. Der gebürtige Moskauer hat bereits bedeutende internationale Festivals wie Glyndebourne oder das George Enescu Festival in Bukarest geleitet, sowie bedeutende Orchester wie das Radio Sinfonieorchester Berlin oder Royal Philharmonic London. Von 1997 bis 2001 war er erster Kapellmeister an der komischen Oper Berlin, an dem Haus Kirill Petrenko Generalmusikdirektor war.
2015 übernahm er bereits erfolgreich die musikalische Neuinszenierung von "Der feurige Engel" am Nationaltheater in München. In der Zwischenzeit wurde er zum zukünftigen Musikdirektor gewählt und steht nun im Rahmen der Akademiekonzerte des bayerischen Staatsorchesters am Pult. Er hat sich ein besonderes Programm ausgewählt und vereint zwei grosse österreichische Komponisten, bahnbrechend in ihrer musikalischen Entwicklung, aber im Charakter zwei Antipoden. Hier der gesellige Superstar, das weltliche Wunderkind und Liebling des Adels Wolfgang Amadeus Mozart und dort der in sich gekehrte Eremit, der tiefgläubige bescheidene Organist Anton Bruckner, dem zu Lebzeiten wenig Ruhm und Achtung beschieden war. Die Neugierde beim Münchner Publikum ist gross und die drei Konzerte sind schnell ausverkauft
Isabelle Faust und Antoine Tamestit übernehmen die Soloparts in Mozarts Sinfonia concertante Es Dur für Violine und Viola und Orchester KV 364. Mozartinterpretationen werden immer kritisch diskutiert. Die Meinungsvielfalt beim Publikum und Kritikern ist gross, wie Mozart gespielt gehört, die Erwartungshaltungen deshalb gespannt. Vladimir Jurowski nähert sich locker, klar, lässt die Melodien schwingen und hält im Volumen eine wohlausbalancierte Lautstärke. Mit wenig ausladender Gestik, aber sehr bedachten Zeichen bringt er die Musik des Genie Mozart zum Flirren. Die Soli stehen ebenbürtig gegenüber, übergeben Stimmführung wie aus einem Guss und das Orchester fädelt sich wie eine natürlicher Reissverschluss ein. Markig leitet das Orchester zu Themenwechsel über und leitet vielstimmig die Finale der Sätze ein. Hier kann man sich in München auf spannende Mozart Opernabende freuen.
Anton Bruckners 3. Symphonie d moll hat eine schwierige und lange Entstehungsgeschichte und ist Zeugnis seines musikalischen Umbruchs. Mit der Partitur reiste der Komponist nach Bayreuth und suchte seinen tiefverehrten Meister Richard Wagner auf, um ihm dieses Werk zu widmen. Der Einfluss Richard Wagners ist klar erkennbar. Die thematische Dichte will der Dirigent herausarbeiten, kontrolliert setzt er auch hier Tempi und Volumen, bleibt immer transparent und aufmerksam. Die Instrumentengruppen werden ebenbürtig ohne Ausbrüche gegenüber- und zusammengestellt. Ausbrüche oder Überschwang fehlt, so auch die Wucht, die immer wieder in Interpretationen herauskommt. Jurowski und das Orchester kommuniziert in ausgemalten Bildern und wirken wie Erzähler. Das Publikum folgt still in grosser Konzentration und ist verzaubert. Grosser Jubel am Ende.
15. Januar 2020 | Drucken
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