Traditionell eröffnen die Tiroler Festspiele ihre Wintersaison mit einer Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach am dritten Adventsonntag. Die neue Leitung unter Bernd Loebe stellt sich mit seinem ersten eigenen Programm vor und neue Gesichter zeigen sich auf und vor der Bühne im Zuschauerraum. Kräftig wurde geworben und der neue Intendant hat in der Programmzusammenstellung sichtlich seine Erfahrung und Kontakte eingesetzt. In den kommenden zwei Wochen zwischen Weihnachten und Drei König werden zwei Opern - Dvoraks Rusalka und Donizettis Liebestrank, Orchester- und Solistenkonzerte, als auch ein literarisch musikalisches Konzert dem interessierten Publikum dargebracht.
Das Orchester der Tiroler Festspiele sowie der Chor setzen sich unverändert zum Großteil aus weißrussischen Musikern zusammen. In Wettbewerben erfolgreiche junge Musiker ergänzen immer wieder den Klangkörper. Für diesen vorweihnachtlichen sakralen Konzertvormittag wurde der Kapellmeister des Frankfurter Opernorchesters Roland Böer verpflichtet. Eine sichere Wahl aus dem bekannten Umfeld des neuen Intendanten. Roland Böer ist international als Operndirigent gefragt und hat bereits an vielen Spielstätten sein – auch symphonisches - Können gezeigt. Als Spezialist für das Barockfach ist er bisher selten aufgetreten. Mit viel Schwung aber auch Disziplin und Respekt führt er das sehr gut vorbereitete und auch in den zahlreichen Solisteninstrumenten überzeugende Orchester. Das Orchester ist in der Besetzung klein gehalten. Die zumeist jungen Musiker folgen konzentriert.
Ebenso zeigt der Chor eine bestens aufgestellte Stimmverteilung und Zusammensetzung. Die Stimmführung ist vom Leiter des Chores Pavel Sopot ebenso bestens einstudiert, Die Intonation der Vokale und stimmhaften Konsonanten zeigt Unstimmigkeiten und mangelnde Verständlichkeit der deutschen Aussprache.
Das Solistenensemble ist international mit jungen Sängern zusammengestellt, die an unterschiedlichen Opernhäusern auftreten, aber auch ihre Rollendebüts an der Oper Frankfurt hatten.
Elizabeth Sutphen ist Absolventin der Juillard School in New York und war Mitglied des Frankfurter Opernstudios. Hell jugendlich frisch klingt ihr Sopran, an Kraft und Farbe kann sich die Stimme in der Zukunft noch entwickeln. Engelsgleich gestaltet sie in ruhigen sanften Ausdruck ihre Einsätze. Mehr Volumen und Farbe zeigt die Ukrainerin Julia Faylenbogen mit ihrem umfangreichen Mezzo, der in den tiefen Tönen mystisch dumpf und undurchdringbar in der Kehle sitzt, im Lagenwechsel Farbe und Ausdruck ändert und in der Höhe rund und frei aus der Brust dringt. In Trillern oder Läufen stolpert sie in Textaussprache, die insgesamt Wortverständlichkeit vermissen lässt.
Einen stolzen und ehrenvoll akklamierenden Evangelisten bietet Michael Porter mit einem lyrisch angelegten liedhaften Tenor, der sich in schnellen Läufen in der Intonation an Klarheit verliert. Überzeugend Frederic Jost der mit seinem eleganten Bass liedhaft bis in die tiefen Lagen wohl verständlich und sicher bleibt. Dazu versteht er viel Ausdruck und Farbe einzubauen.
Viel Applaus im ausverkauften Saal.
18. Dezember 2019 | Drucken
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