Phantasievolle Traumwelt ohne Romantik und Tierwelt - Janaceks Füchsin in München

Xl_2022_fuechslein_w.koch_c_w.hoesl__4_ © Winfried Hösl

Leos Janacek Das schlaue Füchslein Bayerische Staatsoper 10.2.2022

Premiere am 30.1.2022

Phantasievolle Traumwelt ohne Romantik und Tierwelt - Janaceks Füchsin in München

Die letzten Lebensjahre des tschechischen Komponisten Leos Janacek zählen zu seinen schöpferischsten, entstanden hier in rascher Folge seine bedeutendsten Werke wie die Sache Makropolos oder Katia Kabanova sowie das schlaue Füchslein. Noch an der Arbeit zum Abschluss seiner Oper Jenufa, die ihm internationale Anerkennung und den Durchbruch brachte, stieß er auf die Geschichte der schlauen Füchsin, die als Comic Serie in einer Brünner Lokalzeitung erschien. Intensiv beschäftigte er sich mit der Tierwelt, Verhalten und Tierstimmen, um die Natur lebendig abzubilden. Er hatte seine eigene Tonsprache entwickelt, die verschiedene Strömungen seiner Zeit vereint und mit der Klangwelt seiner Heimat Mähren verbindet. Verismo und Folklore als auch die Durchdringung der Psyche seiner menschlichen Charaktere rückten in den Mittelpunkt. Die Dichte seiner Musik ergießt sich in Gefühlen und Dramatik und bekommt ihre kompakte durchdringende Klangwelt.

Auch schuf er selbst das Libretto dieser lebenslangen Begegnung des Försters mit der Füchsin. Als Jungtier nimmt er sie mit auf seinen Hof. Sie wehrt sich gegen Frau und Kinder, hetzt die Hühn auf, bevor sie diese vernichtet. Viele Begegnungen in der neuen Freiheit folgen. Die Liebe zum Fuchs Goldschopf bringt eine Schar von Jungtieren hervor bevor sie einem Wilderer zum Opfer fällt und zum Muff für dessen Geliebte verarbeitet wird. Aber ihr Geist und die Schlauheit leben in den Kindern weiter.

Die Oper wurde am 6.November 1924 in Brünn uraufgeführt, ein persönliches Geschenk zu seinem 70. Geburtstag.

Der Australier Barrie Kosky mit seinem Bühnenbildner Michael Levine abstrahiert das Märchen von Natur und Tierwelt. Eine Glitzerwelt aus an Bändern hängenden Kristallen und leuchtenden Steinen kommt immer wieder von der Bühnendecke. Schwarz weiß Effekte werden durch die Lichtregie von Franck Evin verstärkt. So bildet sich der Eindruck schimmernder Wälder in einer Winterlandschaft in den träumerischen Erinnerungen des Försters. Die Wirtshausgesellschaft wird zerrissen und die Protagonisten lugen aus Löchern auf der Bühne nur mit dem Oberkörper hervor. Viel wird zur Auflockerung von Kindern in bunten Kostümen gehüpft und gelacht. Immer wieder öffnet sich die große leere Bühne und als geschickte szenische Spannungspause von den Protagonisten durchschritten. Die Füchsin treibt ihr Unwesen in fuchsfarbenen Unterkleid, die Menschen in dunklen Anzügen und Kleidern. Komik kommt im Hühnerstall auf. Knallgelb vergnügt sich das aufgeplusterte Federvieh samt Hahn in schwarzen Sakko und Shorts mir Strumpfband auf der Stange.

Getragen ins mystische verfrachtet Mirga Grazinyte Tyla die Musik Janaceks. Wucht und explosive Kraft federt sie mit Transparenz und Farben ab. Die vieldeutigen Wendungen in der Partitur und die differenzierte Harmonie kommen so gut zum Ausdruck. Märchenhaft elegant und unaufdringlich aber dafür umso inniger wirkt diese interessante andersartige Interpretation auf den Zuhörer. Weich und rund ist die Gestik der jungen Litauerin am Pult des bayerischen Staatsorchesters.

Den Sängern dieser Neuinszenierung gibt sie Raum und Unterstützung. Elena Tsallagova ist geschmeidig in der Stimmführung, frisch und klar und wirkt auch in der Diktion präzise, auch wenn wenige im Publikum dieser Sprache mächtig sind. Angela Brower hebt sich in der Stimmfärbung zu wenig als Fuchs von der Angebetenen ab und gewinnt so nicht die nötige Identität. Wolfgang Koch zeigt in der Rolle des Försters seine Vielseitigkeit. Stimmlich fühlt er sich in der zumeist geforderten Mittellage hörbar wohl und läßt viele Nuancen einfließen und Details hören.  Den Wilderer Haraschta gestaltet das Ensemblemitglied Milan Siljanov als durchaus vertrauenswürdig und sein heller schlanker Bass passt gut dazu. Jonas Hacker als Schulmeister und Martin Snell als Pfarrer sind die Trinkkumpanen, Caspar Singh und Mirjam Mesak die Wirtsleute Pasek, allesamt gut besetzt.

Viel Beifall für die Künstler des Abends.

Dr. Helmut Pitsch

Foto Winfried Hösl

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