Puccini berührt und amüsiert mit Trittico in München

Xl_3d19f242-1fe4-4f26-94f9-75a4f6a03f25 © Wilfried Hösl

Il Trittico, das Tryptichon war Giacomo Puccinis Versuch drei dramaturgisch unterschiedluch geprägte Opern in ein Gesamtwerk zu vereinen. Mit Il Tabarro handelt es sich um die tragische Geschichte eines Ehepaares deren innige Beziehung am harten Leben, dem Tod des Kindes und der lieblosen gesellschaftlichen Beschränkungen scheitert. Die Tragödie endet mit dem Mord des vermeintlichen Liebhabers aus Eifersucht. Lyrisch angelegt ist die Leidensgeschichte der Sour (Schwester) Angelica. Aus reichem Hause stammend wurde die Waise von der herzlosen Tante nach der Geburt eines Sohnes aus einer Mesalliance ins Kloster verbannt. Hartherzig und lieblos tyrannisch erleben wir das christliche Klosterleben. Aufgezehrt von der Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Kind nimmt sie sich das Leben. Erlösend amüsant ist die Komödie Gianni Schicchi, die Einblick in die Raffsucht einer fiorentinischen Familie nach dem Tod des reichen Onkels gibt. Um an das Erbe zu kommen wird das Testament vernichtet und Gianni Schicci, ein Freund der Familie zu Hilfe gerufen. In einer Verkleidungskomödie sichert er sich, in die Rolle des Verstorbenen geschlüpft, einen fetten Teil des Vermögen.

Obwohl inhaltlich und musikalisch aufeinander abgestimmt wird Il Trittico, 1918 in New York uraufgeführt, selten als Einheit auf die Bühne gebracht. Die Komödie Gianni Schicci hat sich leicht einen festen Platz in den Spielplänen erkämpft und wird öfters in unterschiedlicher Kombination mit anderen Einaktern gegeben. 2017 hatte die aktuelle Wiederaufnahme am Münchner Nationaltheater in der Regie von Lotte de Beer Premiere. Sie gießt die drei Opern fest zusammen indem sie nur ein Bühnenbild, von Bernhard Hammer mit wenigen Requisiten verwendet. Wie ein großes Absaugrohr verjüngt sich ein steil ansteigender schwarzer Guckkasten, der auch um seine Achse drehbar ist und die Welt und so die Handlungen der drei Einakter bildlich auf den Kopf stellt. So wird der angekettete Leichnam des getöteten Luigi in Tabarro effektvoll einmal herumgewirbelt, in Suor Angelica die verkehrte christliche Wertewelt symbolisiert im strahlenden Lichterkreuz umgedreht und in Gianni Schicci die Doppelbödigkeit der Gesellschaft als Spiegelbild mit einer Kopie des Totenbett auf der Decke projiziert.

Musikalisch bindet Bertrand de Billy am Pult des bayerischen Staatsorchester die drei Werke zusammen. Präzise führt er durch die Partitur und lässt dabei wenig Pathos der Gefühlswelt Puccinis spüren. Leid, Tragik und Dramatik gehen in ausgedünnten Ausbrüchen und schmal gehaltenen Melodieentfaltungen unter. Er wirkt wie ein neutraler aufmerksamer Betrachter. Spritzig zündend unterhält er in der Schlusskomödie, auch angestachelt vom famos aufspielenden Ambrogio Maestri als Titelheld.

Insgesamt bietet die Starbesetzung ein Hörerlebnis erster Sahne. Wolfgang Koch ist ein robuster klarer Michele mit wohlig liedhaftem Bariton. Elza van den Heever ist eine selbstbewusste präsente Giorgetta mit einer hellen großen ariös klingenden Sopranstimme. Martin Muchle singt mit breiter voller Tenorstimme, in der Höhe mit zuviel Druck, einen lebendigen Luigi.

Ermonela Jaho hat bereits in der Premiere Begeisterungsstürme als Suor Angelica entfacht und wieder überzeugt sie in dieser Rolle mit grosser schauspielerischer und gesanglicher Leistung. Michaela Schuster zeigt als harte ja böse, ihre Ziele verfolgende Zia Principessa sowie als Zita ihre Vielfalt als Charakterdarstellerin. Markant und nuancenreich ist ihr dramatischer dunkel angelegter Mezzosopran. Emily Pogorelc erfreut mit einer erfrischend betörenden Arie „O mio babbino caro“ in Gianni Schicci. Galeano Salas bleibt hölzern farblos als Rinuccio. Viel Beifall im ausverkauften aber nur zu 30% belegten Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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