Refugees Out - Salzburg setzt in The Greek Passion ein starkes emotionales politisches Zeichen

Xl_the-greek-passion-2023-sf-monika-rittershaus-011-1 © Monika Rittershaus

Bohuslav Martinu The Greek Passion Salzburger Festspiele 18.8.2023

Refugees Out - Salzburg setzt in The Greek Passion ein starkes emotionales politisches Zeichen

Das Thema ist brandaktuell, die Handlung geht unter die Haut und haltet der Gesellschaft auch einen Spiegel vor. The Greek Passion ist ein Spätwerk des bedeutenden tschechischen Komponisten Bohislav Martinu (1890-1954). Selbst von einem Flüchtlingsschicksal gezeichnet vertonte er den gleichlautenden Roman von Nikos Kazantzakis. Die beiden lernten sich kennen und arbeiteten gemeinsam am Libretto über die dramatisch tragische Geschichte einer griechischen Dorfgemeinschaft, die alle sieben Jahre eine Passion aufführt und gleichzeitig eine christlich orthodoxe Flüchtlingsgemeinde rüde vertreibt. Nur der Hirte Manolios, Darsteller des Christus, und einige wenige stellen sich auf die Seite der Flüchtlinge. Am Ende richtet ihn die Gemeinde hin.

Diese harte Kost hilft die traditionelle mit vielen volkstümlichen Motiven leicht fließende Musik Martinus zu verdauen. Lebendig und tänzerisch ist sein Stil, impressionistisch mitunter die Tonsprache. Besonders differenziert ist die Rhythmik. Er bleibt durchgängig harmonisch, lässt auch Dissonanzen zu. Maxime Pascal führt die Wiener Philharmoniker mit Verve und Bedacht durch dessen Klangfarben. Mit viel Gespür und Routine zaubern die Musiker bunte Bilder mit Ausdruckskraft zu dem Geschehen auf der Bühne.

Diese gestaltet der Australier Simon Stone meisterhaft im Umgang von zahlreichen Personen auf der Mega Bühne der Salzburger Felsenreitschule. Lizzie Clachan hat diese leer mit hellgrauen Bühnenwänden und wenigen Aufgängen ausgekleidet. Nur der oberste Bogengang ist offen, auf dem immer wieder die Flüchtlinge ge- und vertrieben herumziehen. Einheitlich fahlgrau ist die Dorfgemeinde, bunt und lebendig die ankommenden Flüchtlinge. Ein leuchtendes Kreuz sowie schnell zusammengebaute Zelte sind die wenigen Requisiten.

Gabor Bretz ist der unerbittliche Priester Grigoris der Dorfgemeinde, der den ausgehun  Flüchtlingen Cholera andichtet. Hoheitsvoll führt er seinen tiefen nicht allzu mächtigen Bassbariton. Sebastian Kohlhepp ist ein berührender ehrlicher und klarer Manolios. Mit Gefühl und nuancenreich führt er seinen lyrischen Tenor, der mit Volumen überzeugt. Sara Jakubiak spielt und singt eine eigensinnige mutige Katerina, die zu ihrem Geliebten Manolios steht.  Charles Workman ist ein sicherer gut verständlicher Yannakos. Christina Gansch spiegelt die verschüchterte aber zerrissen aggresive Dorfgemeinschaft wieder. Ihre Lenio ist jugendlich und frisch. Lukasz Golinski verleiht dem religiösen Anführer der Flüchtlinge ein mutiges stolzes würdevolles Bild.

Julian Hubbard kämpft und bereut als Panais bzw Judas. Die Konzertvereinigung Wiener Stastsopernchor, wiederum bestens vorbereitet von Huw Rhys James füllt die Handlung und gut geführten Massenszenen und luefert einen großen harmonischen Klangkörper.

Große Begeisterung und Jubel für diese sehr gelungene ansprechende Produktion.

Dr. Helmut Pitsch

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