Richard Strauss Festtage in Garmisch glänzen mit einer Uraufführung
Richard Strauss Tage 24.-27.6. 2021 Garmisch Partenkirchen
Sinfoniekonzert 26.6.2021
Unschön waren die Nachrichten um das Richard Strauss Festival während des Corona Lockdowns. Streitigkeiten über die Ausrichtung, gravierende finanzielle Defizite und die Trennung vom künstlerischen Leiter waren Gegenstand intensiver Berichterstattung. Nunmehr ist es umso schöner zu sehen, dass die 1989 ins Leben gerufenen Richard Strauss Festspiele als Richard Strauss Tage in gekürzter Fassung und mit verkleinertem Programm vorerst weiter stattfinden. Liederabende mit Petra Lang und Julian Prégardien gehören dazu wie geführte Musikwanderungen also auch ein Sifonieonzert mit der Camerata Salzburg. Dieses ist sicherlich ein Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltung mit der Uraufführung der Concertouvertüre h moll von Richard Strauss. Seine langjährige Anwesenheit im oberbayerischen Garmisch sind auch der maßgebliche Bezug für die Veranstaltung der gleichnamigen Festtage.
Als zwölfjähriger Bub verfasste er dieses Werk mit Hilfe seines Lehrers Friedrich Wilhelm Mayer, wie er ehrlich in der Widmung an seinen Vater bemerkt. 145 Jahren nach der Entstehung kommt nun dieses vollständige Frühwerk in der von ihm so geschätzten Alpenstadt zu Gehör. Es ist klar ein hochromantisches Werk in der Tradition eines Carl Maria von Weber. Leicht und luftig fließen die Motive, die aber in ihrem Charakter schon eine große Fertigkeit erkennen lassen. Es ist für ein Kammerorchester ohne tiefes Blech geschrieben. Die Camerata Salzburg führt es ohne Dirigenten aber unter der Führung des achtsamen Konzertmeisters auf. Auf der Sesselkante verharrend gibt er engagiert den Einsatz und das Tempo an. Sein Fuß ist elektrisierend im Taktschlag. Er versucht Tempi zu halten die Lautstärken einheitlich zu führen. Die Musiker setzen seine Wünsche wohl gestaltet um und es entsteht eine wonnige heitere Klangwelt mit Akzenten. Das Werk ist in seinen zwei Sätzen sehr ansprechend und verbreitet gute Laune und stimmt schwungvoll beherzt den Abend ein.
Franz Strauss, sein Vater, war Hornist im Bayerischen Hoforchester. So wundert es nicht, dass er sehr früh ein Konzert für Waldhorn mit Orchesterbegleitung in Es-Dur komponierte und auch dessen Klavierfassung seinem Vater widmete. Johannes Hinterholzer, Mitglieder Camerata Salzburg, übernimmt dem Solopart mit Bravour, der als sehr umfangreich beschrieben werden kann. Der satte warme Klang passt in die natürlich grüne Umgebung. Harmonisch gelingt das Zusammenspiel. Musiker und Solist finden einen unbeschwerten jugendlich frischen Zugang zu dem Werk.
Dramatischer ist die Tonsprache in der anschließenden 4. Symphonie B-Dur op.60 von Ludwig van Beethoven. Wiederum ist der Geist Richard Strauss auch in dieser Interpretation anwesend. Er war nicht nur ein genialer Komponist, sondern ein ebenso hochgeschätzter und gefeierter Dirigent. Das Werk Beethovens lag ihm in dieser Tätigkeit sehr am Herzen. !936 liess er seine Beethoven Partituren neu binden und fügte in Einlageblättern alle seine Notizen und Anmerkungen zum Dirigat ein. Diese dienen nun auch für diese Aufführung der Camerata als entsprechende Basis. So kann der Zuhörer an diesem Abend auch den Geist und den Dirigierstil des Genius loci erfahren. Da steckt eine gehörige Portion Dynamik und Dramatik darin. Die Musiker setzen seine Anmerkungen sehr beherzt um. Strauss näherte sich dem großen Vorbild Beethoven respektvoll aber ohne Schnörksel. Sehr ruhig und eher bedächtig ist die Einleitung und springt dann frisch und behende in die Variationen des Themas ein. Nur wenige Ritardandi oder Pausen, sondern ein klares durchlaufendes im Volumen kontrastreiches Spiel sind Kennzeichen seiner Interpretation.
Das Publikum wird mitgerissen und spendet begeistert Applaus.
Dr: Helmut Pitsch
28. Juni 2021 | Drucken
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