Rigoletto an der Scala Zwiespältige Regieaufnahme bei mäßiger musikalischer Interpretation

Xl_020bc69f-9dd7-48a4-9fcb-c53b0b083390 © Brescia Amisano Teatro alla Scala

Giuseppe Verdi Rigoletto Teatro alla Scala Premiere 20.6.2022

Rigoletto an der Scala Zwiespältige Regieaufnahme bei mäßiger musikalischer Interpretation

Modern transparent auf zwei Ebenen findet ein ausgelassenes Gelage statt. Schöne junge Frauen bieten ihre Dienste plumpen Männern an. So stellt sich aufreizend Mario Martone, der Regisseur dieser Neuinszenierung von Giuseppe Verdis viel gespiegelter Tragödie um den Hofnarr Rigoletto, den Hof des Herzogs von Mantua vor.

Ursula Patzak packt die Höflinge in gut sitzende Smokings, den Hofnarren in ein silbrig glänzendes graues Sakko. Die Bühne dreht sich und der triste armselige Alltag und die sozialen Unterschiede der allgemeinen Bevölkerung werden drastisch gequält in einem Wirrwarr von Treppen und Mobiliar nahezu abstoßend dargestellt. Die schönen Damen vom Hof als auch Rigoletto kehrt in dieses Elend nach Hause. Der Zuschauer darf die Heimkehrer in abendlicher Toilette erleben. Die Entführungsszene von Rigolettos Tochter Gilda sowie das Stell dich ein des Herzogs mit Magdalena und die tragische Opferung Gildas für den Herzog verlieren ihre Spannung in der unklaren Bühnengestaltung von Margherita Palla.

Bei den Sängern erwartete man das Rollendenüt  des Mongolen Amartuvshin Enkhbat am Haus Mächtig ist sein Bariton, aber farblos monoton sein Gesang. Darstellerisch bietet sein Auftritt wenig, auch die Regie unterstützt ihn nicht. Piero Pretti überzeugt nach anfänglicher Nervosität als Duca di Mantova mit einer frischen hellen Stimmführung, reifer Legatokultur und sicheren vollmundigen Höhen. Nadine Sierra findet sich auch gut in ihre Rolle ein, führt weitgehend sicher in den Spitzentönen und ausgeprägter Intonation der Tonsprünge. Gianluca Buratto ist ein dunkler verschlagener Sparafucile, Marina Viotti eine kesse und aufreizende Maddalena mit starkem Mezzo. Fabrizio Beggi muss als Conte Monterone wie ein verwahrloster Penner barfuss herumirren. Dunkel und wenig durchsetzend verwünscht er den durchtriebenen Hofnarren.

Michele Gamba gelingt es nicht am Pult des Orchesters des Teatro alla Scala das Publikum zu überzeugen und muss neben dem Regieteam heftige Buhs einstecken. Brav ohne Schwung und Kraft begleitet er mäßig das Geschehen auf der Bühne.

Dr. Helmut Pitsch

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