Rigoletto in Hamburg - Spitzenensemble begeistert in lebloser Regie und zurückhaltendem Dirigat

Xl_70ca1a1b-75fd-4e4c-b47a-aa88b7eaf7b2 © Helmut Pitsch

Giuseppe Verdi Rigoletto Staatsoper Hamburg 18.3.2025

Spitzenensemble begeistert in lebloser Regie und zurückhaltendem Dirigat

1994 feierte die Inszenierung des Melodrammas Rigoletto von Giuseppe Verdi durch Andreas Homoki Premiere an der Staatsoper Hamburg. Auch nach 30 Jahren hat das Bühnenbild und die Kostüme von Wolfgang Gussmann nicht an Expressivität verloren. Angelehnt an das Genre Zeichentrickfilm verengt er die Bühne spitz nach hinten zulaufend, wobei die Wände mit einem geometrischen Muster symmetrisch schwarz weiß gehalten sind. Ein große goldene Krone als Liebesversteck des Herzogs und eine dunkelblau fensterlose Hütte sowie ein rotes Pendel als Symbol des Schicksals sind die einzigen Requisiten. Rigoletto ist Pierrot oder Bajazzo aus der Comedia dell‘Arte, die Höflinge sind wie die Biene Maja gelb schwarz gehalten mit venezianischen roten Masken ständig tölpelhaft aber emsig in Bewegung. Der Herzog im gelben Anzug, Gilda im blauen Kleid. Farben spielen eine kräftige symbolische Rolle. Hütte und Krone werden immer wieder bewegt, kurz gesellt sich eine überdimensionale gelbe Leiter hinzu. Szenenwechsel leitet der Hofnarr Rigoletto selbst ein, in dem er einen wiederum schwarz weißen Bühnenvorhang von oben herunterzieht. Insgesamt wirkt diese Interpretation leblos und ohne Schwung in der Aneinanderreihung der Bilder.

Die Einfach- und Klarheit ermöglicht es andererseits den wechselnden Sängerensembles sich gut und rasch in die Szenerie einzugliedern. Für die derzeitige Wiederaufnahme konnte ein erstklassiges Ensemble in Hamburg zusammengestellt werden. Amartuvshin Enkhbat zählt zu den aktuell gefragtesten Baritonen. Der Mongole besticht mit seiner großen warm gebetteten Stimme in allen Lagen. Hervorzuheben ist sein beeindruckend klarer Umgang mit der italienischen Sprache. Sehr verständlich in der Aussprache formt er präzise die Vokale und bindet diese in die Melodiebögen. Auch darstellerisch hat er sich in seiner Karriere weiterentwickelt. Unbeholfen ist seine Vaterliebe von ständiger Angst gequält, giftig schlurfend sein Narrendasein. Piero Pretti ist ein sicherer Spinto Tenor, der locker seine Höhen erreicht, seiner Stimme fehlt der elegante Schmelz. Als Gilda gibt es ein Wiedersehen mit Katharina Konradi. In Kirgistan geboren, kam die Wolgadeutsche erst in ihrer Kindheit nach Deutschland und widmete sich dem Gesangsstudium. Kaum setzt sie mit Ihrem kräftigen Sopran ein, entführt sie in ihre sensible Gefühlswelt von jugendlicher Naivität und ehrlicher Zuneigung. Formschön gibt sie sich ihren Vorstellungen, schüchtern der Realität hin. So fängt sie rasch das Mitgefühl der Zuhörer ein.

Hubert Koealczyk ist ein dunkler Sparafucile, der seine verbrecherische Aktivität ehrenvoll bedeckt. Jana Kurucova seine verführerische Schwester Maddalena, die auch innig um das Wohl des Duca bitten kann. Der Chor der Hamburgischen Stadtsoper ist stimmlich harmonisch, rhythmisch gut einstudiert und liefert auch darstellerisch als hinterhältige missgünstige Neidgesellschaft eine sehr gute Leistung. Am Pult führt ruhig mit Bedacht Henrik Nánási. Zu wenig gibt er Takt und Tempo vor, mitunter gibt es Unklarheiten im Zusammenwirken von Graben und Pult. Mehr Inspiration und Italianita hätte durchaus Platz gehabt.

Große Begeisterung im Haus

Dr. Helmut Pitsch

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