Ein Stück Operngeschichte erlebten die Besucher der gestrigen Opernaufführung im Nationaltheater in München. Edita Gruberova nahm Abschied von der Opernbühne. Eine ganz Grosse, eine der letzten Diven sagte in München Adieu zu Ihren Kollegen, zum Orchester und zum Publikum, das sie nochmals frenetisch feierte. Staaotsopernintendant Nikolaus Bachler lies rote Rosen auf die sympathische bescheidene Sopranistin regnen, die gerade München während ihrer 51 jährigen Karriere immer wieder besuchte. 308 Abende stand sie dort auf der Bühne. Mit der Königin der Nacht begann vor 45 Jahren ihre Anwesenheit und endete wieder als eine Königin, als Königin Elisabetta in Gaetano Donizettis Roberto Devereux.
Eine Rolle in einer Inszenierung, die ihr auf dem Leib und Stimme geschneidert erscheint. Als Abschiedsgeschenk überreicht er ihr passend die Krone, eine Requisite, die die Starsängerin an 45 Abenden in dieser Inszenierung aufgesetzt hat. Es waren ergreifende Abschiedsworte und ihre Rührung, aber auch Stolz und Leidenschaft für ihren Beruf waren spürbar. Als Konzertsängerin wird die 72 jährige ihren zahlreichen Fans noch erhalten bleiben. Ihren letzten Bühnenauftritt hat sie sichtlich genossen. Von Beginn an wirkt sie sehr entspannt in ihren Bewegungen, ihr erstes Erscheinen wird durch einen herzlichen Willkommensapplaus unterbrochen. Dann setzt sie mit ihrer unverkennbaren Stimme an und widmet ihre Konzentration den hohen Tönen, die ihr beeindruckend makellos aus der Kehle sprudeln. Sie gewinnt hörbar Sicherheit, wagt immer mehr Geschwindigkeit und auch Färbung und Nuancierung im Gesang. Auch die Triller gelingen sauber, Registerläufe sind altersbedingt unterbrochen, in der Tiefe wird es schwierig klare Akzente zu setzen. Noch einmal zeigt sie ihre Klasse und fordert ihrem Organ eine Spitzenleistung zur Freude des ausverkauften Hauses ab. Aber besonders gewinnt sie an diesem Abend mit ihrem Spiel. Gestenreich, frisch und frech bewegt sie sich auf den Brettern, wird zur keifenden Alten aus Eifersucht und zur berührenden von Liebe verzehrten Frau, die ihre Klnigswürde vergisst und auch auf dem Boden vor Verzweifelung kriecht. Sie dominiert zweifelsfrei aber reisst auch ihre Kollegen mit.
Charles Castronovo steigert sich immLaufe des Abends und zeigt eine kraftvollen Belcanto Tenor, der auch in breiten lyrischen Gesang mit viel Körper in der Stimme punktet. Manche Höhe brökelt aber in der Mittellage kommt seine Stimme ins Schwingen. Mächtig präsentiert sich Silvia Tro Santafe als Nebenbuhlerin Sara. Ihr dunkler mit leichter Schärfe angesetzter Mezzo grenzt sich gut zum Koloratursopran von Gruberova ab. Da entsteht Feuer in ihren Arien, aus Zorn oder Liebe funkeln die Töne. Vito Priante als ihr angedienter Gatte Herzog von Nottingham meistert die Partie an der Grenze. Für Dramatik oder Nuancen reicht es hier nicht mehr. Am Pult begleitet Friedrich Haider wie so oft in seiner Karriere seine Partnerin Edita Gruberova am letzten Abend. Und er macht es wir gewohnt ruhig und souverän, nimmt Orchester und Tempo zurück, um ihr so Luft und Freiraum zu geben. Fängt das Orchester ein und zeichnet die Orchesterstellen mit klarer Linie und malt sie mit viel Klang und gut gewählter Lautstärke aus. Die Inszenierung von Christof Loy gefällt wir am ersten Tag nach nunmehr 15 Jahren. In die Neuzeit versetzt, wirkt die schlüssig mit edlem Mobiliar und Kostümen. Die Chorszenen baut er geschickt auf, das Geschehen fliesst und die Spannung bleibt. Nicht enden wollender Beifall und viel Begeisterung beim Publikum
Dr. Helmut Pitsch
28. März 2019 | Drucken
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