
Giacomo Puccini Tosca Opera di Roma 6.3.2025
Starbesetzung begeistert in historischer Orginalinszenierung von Tosca
Nur wenige Schritte vom renommierten römischen Opernhaus stosst man auf die Originalschauplätze der dramatischen Handlung der Oper Tosca von Giacomo Puccini. Nun erlebt diese eine Wiederaufnahme in den Originalbühnenbildern der Uraufführung von Adolf Hohenstein aus dem Jahr 1900 und der Regie von Alessandro Talevi, der die szenischen Anweisungen des Komponisten detailgetreu umsetzt. Konnte der Besucher noch untertags diese Orte in Wirklichkeit erleben, frapiert abends die stimmungsvolle realistische Übertragung auf die Bühne. Hier wird der weitläufige Kirchenraum von Sant Andrea della Valle und die prachtvollen Deckengemälde der Apsis perspektivisch genutzt, im herrschaftlich eingerichteten Palazzo Farnese tafelt der Gegenspieler der Titelheldin Scarpia und ein schon vergeistigter Blick auf die Kuppel des Petersdom in der Morgensonne begleitet die Hinrichtung ihres Geliebten auf der Engelsburg. Wie aus einem Reiseführer wirken die Bilder, die Kostüme ebenfalls von Adolf Hohenstein sind der Handlung zur Zeit Napoleons entsprechend. Die Personenregie ist insgesamt wenig ausgefeilt und obliegt den Sängern und ihrer Darstellungskraft.
Hier punktet Anna Netrebko als in ihren Gefühlen gefangene Tosca, die um ihren Geliebten gegen eine imaginäre Konkurrentin kokett buhlt, mit den dessen Folterung mitfühlt und sich gottgegeben er- und hingibt. Ihr innerer Kampf und Schmerz spiegelt sich in einer fast hingehauchten Anklage ihres Schicksals in der großen Arie „vissi d‘arte“. Triumph über ihre tapfere Tat wird kaum ausgekostet, vornehm zurückhaltend entweicht sie aus dem Palast wie auch ihr Sprung in den Tiber. Dabei ist ihre Präsenz in jedem ihrer Auftritte spürbar und zieht die Aufmerksamkeit an. Die Diva spielt ganz die Diva. Und auch sängerisch zeigt sie sich wandlungsfähig, fein nuanciert mit klarer sicher Intonation. Sehr vertraut überzeugt sie auch weiterhin mit ihrem ehemaligen Lebenspartner Yusif Eyvazov, der auch in der Rolle des Mario Cavaradossi überzeugt. Zu Beginn etwas ungeschliffen, mischt er viel Gefühl in seine Abschiedsarie „E lucevan le stelle“. Innig dankbar wendet er sich im anschließenden Duett seiner Geliebten zu. Sein allgemein kraftvoller Tenor gewinnt Konturen. Mit Amartuvshin Enkbath ist die Rolle des Bösewicht mit einem neuen Stern am Sängerhimmel besetzt. Der Mongole tritt auf vielen grossen Bühnen auf und begeistert mit seinem warmen gut geführten Bariton, der mit Schmelz zu rühren mag. Als draufgängerischer Bösewicht fehlt ihm die Dramatik und Begierde im Spiel, dafür dringt er als resoluter Herrscher durch, der auf verschmähte Zuneigung trifft. In den Nebenrollen ist Gabriele Sagona ein gemarteter Angelotti und Saverio Fiore ein solider Spoletta.
Der Routinier Daniel Oren sorgt am Pult des Orchestra und Coro del Teatro dell‘Opera di Roma für zündende Italienita und schwungvolle Klangteppiche. Ständig ermuntert er die Musiker und Sänger, gibt einnehmende Zeichen. Gekonnt sorgt er für eine Balance zwischen Graben und Bühne und führt den Spannungsbogen.
Großer Jubel im Haus. Auch nach 125 Jahren kann die historische Originalinszenierung begeistern
Dr. Helmut Pitsch
10. März 2025 | Drucken
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