Romantischer Glanz – das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu Gast in Tirol

Xl_dsc_1688 © Peter Kitzbichler Tiroler Festspiele

Viel wurde über die Neuheiten bei den Tiroler Festspielen in Erl berichtet. Über den neuen Intendanten, die neue Programmgestaltung sowie die Auswahl der Mitwirkenden. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, bestehendes Publikum, das dem ehemaligen Intendanten und künstlerischen Leiter Gustav Kuhn verehrte, zu halten sowie neues Publikum nach Erl zu ziehen. So ist auch das Programm der ersten Winterfestspiele breit angelegt und mit wahren „Gustostückerln“ präpariert.

So bringt Bernd Loebe auch das Orchester seines Frankfurter Opernhauses in großer Besetzung samt seinem Generalmusikdirektor Sebastian Weigle nach Erl. Das anerkannte Orchester tritt seit Jahren auch als Symphonieorchester im Rahmen der sogenannten Museumskonzerte in der Frankfurter Alten Oper auf. Der Konzertabend eröffnet mit dem Violinkonzert in a moll op. 53 von Antonin Dvorak und spannt so den Bogen zur Eröffnungspremiere von Rusalka, ebenfalls von Antonin Dvorak. Mit seinen originellen, die Volksmusik seiner Heimat spiegelnden Tänzen hatte sich Antonin Dvorak bereits einen Namen als Komponist gemacht. Durch die Vermittlung von Johannes Brahms wurden auch schon Verleger auf den einfachen Metzgerssohn aus der böhmischen Provinz aufmerksam.  Sein Violinkonzert entstand als Auftragswerk des renommierten Simrock Verlages in Wien. Der Stargeiger Joseph Joachim sollte Pate stehen und ihm wurde das Konzert auch gewidmet. Nur hat er dieses aber nie öffentlich gespielt und die Zusammenarbeit der beiden verlief nicht friktionsfrei. Das Werk wurde aber mit seinen einprägsamen wiederum sehr böhmischen gefühlvollen Melodien ein großer Erfolg.

Als Solist stellt der junge Österreicher mit russischen Wurzeln Yury Revich dieses Werk vor. Selbstbewusst tritt er im speziellen Designoutfit mit goldenen Ärmeln und blondem Schopf auf. Sofort zieht er alle Aufmerksamkeit bewusst auf sich und zurecht,  wie sein perfektes Spiel sehr schnell erkennen und erhören lässt. Seine Läufe wirbeln lautlos am Hals und Griffbrett der Geige. Präzise ohne große Gestik streicht er den Bogen geschmeidig über die Seiten. Die technische Brillanz ist aber verknüpft mit der Kunst Gefühle, Empfindungen gelassen ohne Überzeichnung einfließen zu lassen. Dazu begleitet das Orchester aufmerksam ohne Opulenz mit viel Schwung. Als Zugabe reißt er das Publikum mit einer solistischen Interpretation eines Violinkonzertes von Paganini mit. An den berühmt berüchtigten Zauberer und Verzauberer an der Geige erinnert er in diesem Moment.

Nach der Pause kommt Anton Bruckners 6. Symphonie A Dur zu Gehör. Dieses Werk entstand in einer positiven optimistischen Schaffenszeit in nur wenigen Monaten und unterscheidet sich so von den anderen Symphonien des großen Symphonikers der Romantik. Seine Hingebung und Bewunderung für Richard Wagner ist nicht zu überhören. An der Ablehnung von Johannes Brahms und auch des Publikums hat er ein Leben lang gelitten. Der Komponist nannte sie selbst die Keckste. Kompakt und dynamisch ist diese Symphonie, die ohne das sonst übliche getragene schwermütigen Adagio mit üppigen Entladungen auskommt. Der klare Satzaufbau und die Gestaltung der Motive ist aber auch hier erkennbar. Sebastian Weigle hält sich sehr an die Satzbezeichnungen und Vorgaben des Komponisten. Majestätisch eröffnet er getragen, gemächlich aber stetig schreitend wie im höfischen Protokoll eröffnet er mit dem ersten Satz. Das Adagio lässt er aber nicht in eine verklärte Welt abdriften sondern positiv bejahend frisch erklingen. Beherzt spielerisch aber mit Haltung wirbelt das Orchester im Scherzo, fängt sich im langsamen Trio, geführt von den hervorragend aufspielenden Bläsern, um wieder zu den freudigen Wendungen zurückzukehren. Im Finale ist das Orchester zu bester Form aufgelaufen, spannungsgeladen folgen sie dem Dirigat. Mächtig mit klaren Konturen werden die Motive wiederum gezeichnet, voller Orchesterklang verschmilzt wohltuend. Am Ende haltet Sebastian Weigle lange Sekunden die geballte Spannung bis er den Stab sinken lässt und das Publikum sich begeistert bedankt.

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