
Gioacchino Rossini La Cenerentola Bayerische Staatsoper 8.4.2025
Rossinis Cenerentola frisch aufgekocht in München
Über 300 Inszenierungen und Ausstattungen schuf der 1988 durch einen tragischen Unfall verstorbene Regisseur Jean-Pierre Ponnelle. Seine phantasievollen Arbeiten fanden und finden großen Zuspruch beim internationalen Opernpublikum, so auch bei der aktuellen Wiederaufnahme seiner Inszenierung von Gioacchino Rissinis La Cenerentola aus 1980 an der Bayerischen Staatsoper. Dem barocken Bühnenaufbau mit einschiebbaren bemalten Bühnenbildern und gemalten Prospekt nachempfunden gestaltet er die Handlungsorte. Don Magnificos heruntergekommener Rokoko Pallazzo öffnet sich so und gibt Blicke in verschiedene Räume und die zentrale Küche frei, die Arbeitsstätte der von den Schwestern gequälten Cenerentola. Don Ramiros Pallazzo öffnet sich mit Blick in einen tiefen sich verjüngenden Ballsaal. Alle Bilder sind reich ausgestattet in schwarz weiß gehalten. Wie so oft gestaltete Ponnelle auch die bunten Kostüme, der Entstehungszeit des Werkes zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachempfunden. Die Personenregie scheint seit 1980 an kollektiven Schwung verloren zu haben und wirkt von den Sängern, zumeist erstmals in den Rollen in München, individuell geprägt.
Tara Erraught war Mitglied des Opernstudios und Ensembles der Bayerischen Staatsoper und sprang für Vasilisa Berzhanskaya in der Titelrolle ein. Die Irin führte solide die Koloraturen, erreicht sicher die Höhen, nuanciert wenig und bleibt monoton im Gesang wie auch im Spiel, dies mag der kurzen Vorbereitung geschuldet sein. Jonah Hoskins gibt sein Hausdebüt als Don Ramiro. Der Amerikaner verfügt über einen leichtfliessenden hellen Tenor mit eindrucksvoller Höhe. Es zeigen sich kleine Unsicherheiten aber insgesamt ein gelungener Start am Haus. Andrew Hamilton war ebenfalls Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper und kehrt nun als treuer Kammerdiener Dandini schwungvoll zurück. Er schlüpft mit seinem flexiblen Bariton in einer geschickten Mischung aus ungeschickt und frech eingebildet in die Verwandlungskomödie mit seinem Herren Don Ramiro. Gewichtig poltert Misha Kiria als Don Magnifico mit mächtiger Stimme und Körperfülle spielfreudig durch den Abend. Ein eleganter herrschaftlicher Alidoro durch Roberto Tagliavini, mit viel Inspiration und gut intonierter Stimme dargestellt, zieht in der Komödie die Fäden. Elena Gvritishvili als Clorinda und Simone McIntosh als Tisbe, die beiden Halbschwestern Cenerentolas, verleihen dem Abend Farbe und Komik.
Gianluca Capuano führt mit straffer Hand und exaktem Taktschlag das Orchester. Sein Tempo ist gut gewählt, die schwungvollen Melodien kommen akzentuiert und gut ausgeschmückt aus dem Graben. Rossinis freudiger Esprit erfüllt die Bühne und den Raum.
Großer Beifall und Zuspruch aus dem Publikum.
Dr. Helmut Pitsch
10. April 2025 | Drucken
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