
Osterfestspiele Salzburg Chorkonzert I 13.4.2025
Mahler in Salzburg Bemerkenswertes Aufersteh'n am Palmsonntag
Zum letzten Mal vor Rückkehr der Berliner Philharmoniker in 2026 ist ein internationales Orchester zu Gast bei den Osterfestspielen in Salzburg. Mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra ist eher ein Aussenseiter der Konzertszene ausgewählt worden, mit dem finnischen Dirigenten Esa-Pekka Salonen steht ein anerkannter Vertreter der viel beachteten und gefeierten finnischen Dirigentenschule am Pult. Das erst 1927 gegründete und stetig gewachsene Symphonieorchester ist ebenso beispielhaft für die Bedeutung klassischer Musik in dem jungen erst 1917 von Russland unabhängigen nordeuropäischen Land. Neben der monumentalen Choroper Chowantschina von Modest Mussorgski bestreitet das Orchester mit seinem Dirigenten ein Chor- und ein Orchesterkonzert im Rahmen der diesjährigen Festspiele. Beide Abende dokumentieren die Reife und hohe technische Qualität und Musikalität der Musiker und deren Verbundenheit mit dem vielseitigen Dirigenten, der auch als Komponist in Erscheinung tritt.
Gustav Mahler Symphonie Nr 2 c moll, allgemein als die „Auferstehungssymphonie“ bekannt, ist schon durch das Aufgebot am Mitwirkenden imposant. Das fünfsätzige Werk besticht durch eine klangliche Breite, vielschichtige Instrumentierung und Besetzung mit zwei Solistinnen und großen Chor. Mit durchaus ernstem und feierlichem Ausdruck eröffnet Salonen sehr getragen den ersten Satz. "Sehr gemächlich, nie eilen" ist die Überschrift des Komponisten und die Interpretation des Finnen setzt dies sehr transparent um. Er vermeidet dabei die oft bei Mahler spürbare Schwermut und ersetzt diese durch Transparenz und Zurückhaltung im Volumen. Das Orchester hat sich gut vorbereitet und auf die Vorgabe eingestellt, mitunter aber fehlt die Spannung. "In ruhig fließender Bewegung" gemäß dem Komponisten folgt im zweiten Satz Leichtigkeit und eine romantische Stimmung die an Naturszenen erinnern, um im dritten Satz „Urlicht Sehr feierlich aber schlicht nicht schleppen“ in eine dunkle geheimnisvolle Athmosphäre zu verfallen. Das Orchester wirkt selbstsicher, übernimmt selbstbewusst die Tonsprache des österreichischen Komponisten, die sehr der finnischen Elegie und auch Melancholie entspricht, wie der Zuhörer tags darauf im Orchesterkonzert erleben kann. Sehr treffend ist mit Jasmin White das Altsolo besetzt. Die tiefe weiche dunkle Stimme der indigenen US Amerikanerin ist eine wunderbare Symbiose zum Text- passend zum Festspielleitgedanken Wunden und Wunder. Regungslos stehend ohne Mimik gestaltet sie ihren Vortrag. Nur die Stimme und die Intonation der Worte vermitteln Ausdruck mit magischer Wirkung. Die Sopranistin Julie Roset und der Chor des Bayerischen Rundfunks in bester Form einstudiert von Howard Arman, folgen im mysteriösen fünften Satz Auferste’n mit Text von Friedrich Gottlieb Klopstock und Gustav Mahler. Mahler benötigt über ein Jahr, um diesen letzten Satz zu gestalten. Seine Gläubigkeit mag hier Wirkung zeigen, vielmehr steckt Philosophie und eine freie Weltanschauung in den Worten, die in dem wuchtigen zu einem schillernden Finale ansteigenden Satz stecken. Chor und Orchester fordern sich gegenseitig, steigern sich gemeinsam zu einem fruchtbaren klanglichen Gesamtkonstrukt, das in den Schlusstakten wie ein Befreiungsschlag, ein göttliches Auferstehn anmutet. Julie Roset verschmilzt mit den Chorsängerinnen und erreicht wenig solustische Wirkung gegen deren Übermacht.
Der einsetzende Jubel mit stehenden Ovationen ist verdient.
Dr. Helmut Pitsch
15. April 2025 | Drucken
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