Salzburg- Vom Barock bis Jazz Trifonov ist überall zu Hause

Xl_1c2b5993-5a63-4152-b985-e2f5ac8c9356 © SF / Marco Borelli

Solistenkonzert Daniil Trifonov Salzburger Festspiele 28.8.2024

Salzburg- Vom Barock bis Jazz Trifonov ist überall zu Hause

Der 1991 geborene russische Pianist zählt zu den herausragenden Pianisten unserer Zeit. Nachdem er zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen hatte, begann seine internationale Karriere. Zur Zeit bestreitet er eine Welttournee mit einem neuen vielschichtigem Programm.

Zu Beginn steht Jean-Philippe Rameau mit seiner Suite a-moll aus Nouvelles Suites de pieces de clavecin. Die Werke des bedeutenden französischen Barockkomponisten, insbesondere sein bahnbrechendes Klavierouevre sind selten zu hören. Daniil Trifonov ruft es mit einer ungemein souveränen technisch perfekten Interpretation in Erinnerung. Die sieben Stücke folgen einer klassischen Folge, die tänzerische Anordnung verwandelt Rameau in artistisch anmutende chromatische Offenbarungen, die höchste Anforderungen an die Interpreten stellen. Die zahlreichen extensiven Läufe fließen im Handspiel ineinander oder beinhalten breite Tonsprünge. In seiner typisch abgeklärten Haltung erzeugt Trifonov mit klug gewählten Färbungen und Tempi ein wahres Feuerwerk barocker Klangwelt, die bereits Anklänge bis zur Romantik durchklingen lässt.

Verspielt und charmant ideenreich wirkt Wolfgang Amadeus Mozart in seiner Sonate für Klavier F -Dur KV 332. Mit freudigem Humor nähert sich Trifonov dieser unglaublich dynamischen Komposition des schöpferischen Genies. Wie entfesselt entlockt er dem Konzertflügel mit leichtem Anschlag und schwungvollem Spiel ohne dabei seine Ruhe in der Haltung zu verlieren. Mit dem rasch vorantreibenden Melodien gewinnt er die Spannung und Aufmerksamkeit des Publikums. Kunstvoll andächtig wirken die ersten Sätze aus Felix Mendelssohns Variations serieuses d - moll op 54. Mit diesen Variationen beteiligte sich Mendelssohn an einer Hommage an Ludwig van Beethoven, zu der verschiedene Komponisten vom Verleger Pietro Mechetti eingeladen wurden. Mit einer wohl berechneten Dramaturgie entwickeln sich die 17 Stücke des Zyklus fassettenreich und fordern so auch die gestalterische Kraft des Pianisten. Wiederum beeindruckt dieser mit seinem Können, seiner Anschlagstechnik und Fingerfertigkeit, ohne dabei seine Gefühle vermissen zu lassen.

Nachdem bereits überlangen Programm vor der Pause krönt er Daniil Trifonov seinen Klavierabend mit der Sonate für Klavier Nr 29 B-Dur op 106 von Ludwig van Beethoven, besser als Hammerklaviersonate bekannt. 1818 vollendet, zählt sie zu den herausfordernsten Klavierwerken Beethovens. Die erste öffentliche Aufführung fand aber erst 1836 unter Franz Liszt in Paris statt. Nicht nur in der Länge sondern auch in der Vielfalt der thematischen Bearbeitung, der Rückkehr in die traditionelle Sonatenform und der majestätischen Fuge im Finale prägen die Sonderstellung dieses Werkes. Wiederum verinnerlicht Trifonov die Besonderheiten dieser Sonate in seinem typischen ruhigen Spiel ohne gestische Ausbrüche. Beethoven wirkt versöhnlich, kein forscher Rebell sondern ein besonnener Ästhet mit Tiefe entsteigt in der Klangwelt des Russen.

Das Publikum bejubelt ehrfurchtsvoll den Abend und wird mit einem Zugabenzyklus belohnt, der eine weitere Kunst Trifonov offenbart. Fetzig jazzt er in heißen Rhythmen und zeigt sich auch als gekonnter Improvisierer, der auch am Klavier lächeln und mitschwingen kann.

Dr. Helmut Pitsch

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