Sesselrücken im Götterhimmel Walküre Wiederaufnahme in Dresden

Xl_die_walkuere_c_ludwig_olah_172 © Ludwig Olah

Richard Wagner Walküre Semperoper 6.2.2023

Sesselrücken im Götterhimmel Walküre Wiederaufnahme in Dresden

Willy Deckers Ring- Inszenierung aus dem Jahr 2001 ist auch für moderne Augen gewöhnungsbedürftig. Das Theaterkonzept mit den allgegenwärtigen Sesselreihen auf der Bühne ist nicht gerade ein Stimmungshammer. Nach dem Vorspiel Rheingold ist nun auch am ersten Abend der Tetralogie der Ring des Nibelungen das Bühnenbild von Sesseln dominiert, die Sänger wiederum wandeln und klettern darin herum. Wotan trägt zu Beginn das Bühnenbild für die Begegnung der Wälsungen in der Hand. Er öffnet den Vorhang nach dem musikalischem Vorspiel und wir sehen Siegmund in Hundings großzügigem Haus mit hellem Holz getäfelt eindringen. Ein überdimensionales Schwert ragt unübersehbar aus einer Holzsäule in der Mitte des Raumes. In Wotans Burg türmen sich Gipsmodelle von Bühnenbildern, Fricka und der Gottvater liefern sich eine elegante formlose Debatte um der Ehre Bestand, das Sesselrücken um die Macht der Götter beginnt. Zünftig eilt die geliebte Tochter Brünnhilde in biederer Montur mit langem schwarzen Mantel und feurig roten Haaren. Innig, ruhig und berührend entwickelt sich die Todesverkündigung, indem Brünnhilde Siegmund sinnbildhaft in den Vorhang hüllt. Der Walkürenritt wird zum Gehangel in den Stuhlreihen und Blitze schlagen als Pfeile ein. Durch rot glühende Sesselreihen führt Brünhildes Weg zum Felsen. Auf einer weißen Kugel legt sie sich zum Schlaf. 

Vor diesen romantisierten Bildern können die Sänger und Sängerinnen wiederum exzellent gefühlvoll vom Orchester getragen und begleitet zum Publikum durchdringen. Allen voran gelingt dies besonders Ricarda Merbeth als Brünnhilde. Ihre Walküre strotzt vor jugendlicher Stimmakrobatik in ihren Rufen. Keine dramatischen Übersteuerungen sondern wohl disponierte Rufe gelingen sicher und klar. Dazu flechtet sie viel lyrischen Gehalt bedonders in der Todesverkündigung ein. Berührend die Auseinandersetzung und Versöhnung mit ihrem Vater, den wiederum Thomas Johannes Mayer als Wotan von John Lundgren übernommen hat. Wieder gefällt seine nuancierte Stimme, die kraftvoll wirkt mit wenig satter Unterfütterung. Andreas Schager steigert sich als Siegmund vom lyrischen Eindringling zum gereiften Liebhaber, der von seiner Schwester nicht getrennt werden will. Edel und ruhig gestaltet Georg Zeppenfeld seinen Hunding und besticht mit voller tiefer Stimme, deutlich im Ausdruck und der Intonation. Allison Oakes Ist überzeugend als Sieglinde mit einer durch und durch präsenten, wohl geführten Stimme, die ausreichend Steigerungen vollbringt.Christa Mayer ist wiederum eine dunkle Fricka mit einer guten Mischung aus dramarischem Kampfgeist und lyrischem Selbstmitleid.

Am Pult der Sächsischen Staatskapelle würzt Christian Thielemann all die Stimmungen, Gefühle und Kämpfe auf der Bühne mit einer spannungsgeladenen stets präsenten aber ebenso unaufdringlichen musikalischen Gestaltung. Sein Dirigat hält die Sänger frei von herausforderndem Klangvolumen. So bleibt eine hohe Wortverständlichkeit gegeben, eingehüllt in wohl timbrierten Orchesterspiel. Der Saal folgt hochkonzentriert und gefesselt. Die Musiker sind nah am Geschehen. Bestens vorbereitet sind die Orchestermusiker und folgen aufmerksam ihrem Musikdirektor, der sie mit Akribie und Präzision führt.

Wieder großer Jubel. Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Pitsch

 

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading