Simon Stone liefert eine sinnig berührende „Die Tote Stadt“ in München

Xl_6482c2af-4e4b-423d-8857-7c68f3c08aee © Geoffrey Schied

Erich Wolfgang Korngold Die Tote Stadt Bayerische Staatsoper 10. Oktober 2024

Simon Stone liefert eine sinnig berührende „Die Tote Stadt“ in München

Gerade erst 23 Jahre alt war Erich Wolfgang Korngold als seine erste Oper Die Tote Stadt in Hamburg 1920 mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Das auf dem surrealistischen Roman "das tote Bruegge" von Georges Rodenbach fußende Werk wurde an allen führenden Bühnen gespielt, auch an der Metropolitan Oper in New York. 1933 wurde die Oper von den Nationalsozialisten verboten, der jüdische Komponist emigrierte in die Vereinigten Staaten. In Hollywood konnte er abermals als Komponist von Filmmusik reüssieren und ihm wurden zwei Oscars verliehen.

Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen der Wiener Schule führte Korngold den klassisch romantischen Stil in Anlehnung an Wagners Leitmotivik und einer expressiven Orchestrierung im Stil von Richard Strauss fort. Lothar Koenigs ist Dirigent der Wiederaufnahme der Neuinszenierung aus 2019 in der Regie von Simon Stone.an der Bayerischen Staatsoper, Er lässt das bestens disponierte Bayerische Staatsorchester mächtig aufspielen. Die breiten Orchestervor- und zwischenspiele nutzt er zu wahrlich symphonischen Ergüssen. Die farbige Klangwelt dringt fein schattiert durch. Das Tempo ist schwungvoll und mit einem lebendigen Dirigat entwickelt er einen anhaltenden Spannungsbogen.

Ebenso entwickelt er die mystische Stimmung der Handlung um die verklärt berührende Liebe Pauls des nicht Vergessens zu seiner verstorbenen Frau Marie. Durch die Begegnung mit Marietta, die wie eine wiedergeborene Marie in sein Leben tritt, befreit er sich von seinem Bann. Klaus Florian Vogt zählt zu den besten Darstellern des Helden. Sein Paul ist ein weltfremder verschüchterter in seiner Abgeschiedenheit verstörter Mann. Verunsichert zupft er an seinem Hut, verklemmt ist seine Körpersprache. und Haltung. Musikalisch ist seine Rolle durchgehend herausfordernd mit wenig Ruhepausen. Zumeist liegt seine Partie in den Spitzentönen, die er gegen das kraftvolle Orchester durchzusetzen vermag. Sicher sitzen seine hohen Töne, mit weicher nahezu lyrischer Stimme erfreut er in den Mittellagen.

In Vida Mikneviciute trifft er auf eine nahezu Idealbesetzung in der Doppelrolle Marie/ Marietta. Die Litauerin zeigt ihre Spielfreude und ihr Talent sich in Rollen hineinzudenken. Ihr Sopran ist ebenso sicher und nuanciert in den Spitzentönen, die auch zahlreich erklimmt werden müssen. In feinen Piani klingt sie differenziert und gefühlvoll, ihr leichtes Vibrato verleiht der Stimme eine besondere Klangfarbe. Saen Michael Plomb präsentiert auch in der Doppelrolle Frank/ Fritz seinen kräftigen Bariton in dunkler Färbung, den er facettenreich einsetzt. Seine bekannte Arie "Mein Sehnen mein Wähnen" gelingt ihm mit Gefühl und guter Intonation. Seine Wortdeutlichkeit hat Verbesserungspotential. Jennifer Johnston ist eine würdige ehrliche Hausbesorgerin Brigitta. Miriam Mesak als Juliette und Xenia Puskarz Thomas als Lucienne sind zwei muntere gut besetzte Mitglieder der kleinen Schauspieltruppe wie auch Lusm Bonthrone als Gaston/ Victorin und Miles MKkanen als Graf Albert.

Die Regie von Simon Stone begeistert durch ihre kluge Aufbereitung der bewegenden Geschichte auf der sich meist drehenden Bühne, die von Ralph Myers mit mehreren weißen Bauteilen gestaltet ist, die zusammengesetzt die Innen- und Aussenansicht eines modernen Hauses darstellen aber auch in ihren Einzelteilen unterschiedlich aufgestellt werden. So bleibt das Geschehen lebendig und Simon Stone liefert eine durchdachte sinnige Führung der Personen.

Großer Jubel im fast ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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