© János Posztos
Lange Fäden spinnen die Nornen, das schicksalshafte Netz füllt die Leinwand. Landschaft begleitet den Walkürenfelsen, Waltraute kommt mit Pferd im Winter bei Brünnhilde zu Besuch vorbei, Gibichung ist eine moderne Grosstadt, Gunter und Gutrune hausen im Penthouse über der Stadt. Mit Gasmasken werden Gunter und Brünnhilde von Hagens Mannen erwartet. Soweit kurzgefasst Impressionen dieser halb szenischen Inszenierung. In Budapest. Vom Regieteam um Hartmut Schörghofer werden hier neue Wege für eine konzertante Aufführung beschritten. Die Überarbeitung des ursprünglichen, ersten Ringkonzeptes stützt sich auf die visuelle Ebene unter Einbezug der vier Elemente- Wasser, Feuer, Erde, Luft. Dichte Momente schafft die Regie im Rollenspiel im Kampf um Brünnhilde und der Verurteilung Siegfrieds zum Tode zwischen Brünnhilde, Hagen und Gunter. Wieder begleiten Alberich seine kriechenden aufmerksamen käferartigen Nibelungen, auch der omnipräsente Loge im roten Frack kommt zum feurigen Abschluss zum Einsatz. Die Gewalt der sich ständig bewegenden und verändernden Bilder ist groß und lenkt vom musikalischen Erzählstil Wagners ab. Auch wenn dies bewusst das Regieteam vermeiden wollte. Für den Betrachter bleibt wenig Raum für Illusion oder eigener Werksinterpretation. Mehr stellt er sich die Fragen zu Regieeinfällen. Der Charakter des visuellen Spektakel auf der Bühne ist da.
Im Orchestergraben ist nach Siegfried wieder Ruhe eingekehrt. Tempo und Lautstärken wirken ausgeglichen und harmonisch. Bei den Bläsern kommen erste Ermüdungen durch. Stefan Vinke bleibt kraftvoll bei Stimme, in der Tiefe bleiben die Vokale dumpf und gedrückt, nach oben macht er sich frei. Catherine Forster zeigt Dramatik, die sie zügelt und in ihrem Potenzial nicht ausspielt. Ihr Schlussgesang ist konzentriert und lässt Lockerheit vermissen. Schauspielerisch wieder überzeugend dominiert sie den Abend. Anna Larsson ist für ihren dunklen dramatischen Mezzo bekannt, doch in der Höhe ist er ausgesungen und ohne Volumen. Albert Pesendorfer ist ein schlanker eleganter Bass ohne Wucht aber mit Ausdruckskraft und Farbe als Hagen. Lauri Vasar als Gunter und Pasztircsak Polina als Gutrune sind ein schönes junges Geschwisterpaar, die von ihrem machtbesessnen Halbbruder instrumentalisiert werden. Gutrune setzt sich dem mit kämpferischem frischem Sopran entgegen. Peter Kalman bezirzt seinen Sohn Hagen mit lyrisch angesetzten Bass. Die Götterdämmerung schließt mit dem unter Führung von Adam Fischer nochmals prächtig und mächtig lautstark aufspielenden Rundfunkorchester, um dann für ein Jahr bis zu den nächsten Wagnertagen sich würdig zu verabschieden.
Auch am letzten Abend Begeisterung beim Publikum und erstmals ein kritischer Ruf zur Regie.18. Juni 2019
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