Giuseppe Verdi Nabucco Opera of the peaks Oper Sofia 6.August 2022
Stimmungsvolle Szenerie für Nabucco in der Felsenlandschaft Bulgariens.
Freiluftfestspiele schiessen wie Pilze aus dem Boden der kulturellen Sommerlandschaft und fördern das Kulturleben in der Region. Neben historischen Baudenkmälern sind unvergleichliche Naturlandschaften besonders beliebt als Aufführungsorte. So hat Plamen Kartaloff Intedant der Oper Sofia für sein Opernhaus in den Felsen von Belogradchik im Nordwesten Bulgarien nahe der Grenze zu Rumänien und Serbien eine einzigartige Kulisse entdeckt. Die rot gefärbten Felsformationen ragen wie eine mächtige Burg aus der sanften Hügellandschaft entlang der Donau. Weit ist der Ausblick, imponierend die weiße Befestigungsanlage aus dem 14. Jahrhundert, die dem Ort auch den Namen gab.
Seit nunmehr sieben Jahren finden dort im August malerische Festspiele bei angenehmen sommerlichen Temperaturen statt mit Oper, Ballett und Musical auf dem Programm. - ein besonderes Erlebnis für Freunde von Open Air Aufführungen auf hohem musikalischen Niveau. Plamen Kartaloff führt auch immer wieder Regie an seinem Opernhaus, so auch an diesem halb szenisch titulierten Eröffnungsabend der diesjährigen Festspiele mit Giuseppe Verdis Oper Nabucco. Wie geschaffen passt die Handlung vom unterdrückten jüdischen Volk, das sich nach Befreiung von den Assyrern sehnt an den Ort. Die Felsenburg fungiert als strotzender Ausdruck der Macht und wird in die Lichtregie einbezogen, sowie ein spektakulärer Sonnenuntergang. Tsvetanka Petkova Stoynova hat die opulenten historischen Kostüme geschaffen. Spärlich sind die weiteren Requisiten auf der leeren Bühne. Gespielt wird auch auf den umgebenden Festungsmauern. So wirkt der berühmte Gefangenchor umso eindringlicher, wenn er das Publikum nahezu umfasst.
Der Serbe Dejan Savic dirigiert das Orchester der Oper Sofia ruhig mit eigenem Spiel der Tempi. Mächtig lässt er Schlagzeug und die Blechbläser immer wieder erklingen, fein führt er Streichersoli in die Abendluft, gleichsam fliegen die Gedanken. Er schafft es den Schwung und die Spannung zu halten.
Das Sängerensemble ist durchgehend gut besetzt. Zumeist haben die bulgarischen Künstler auch international Erfolge gefeiert wie Dimitar Stanchev, der als Zaccaria hier sein 50 jähriges Bühnenjubiläum feiert. Fest und kraftvoll ist unverändert sein Bass, mit Routine meistert er die Gesangsbögen. Ventseslav Anastasov bewährt sich in der Titelrolle mit markiger Baritonstimme, die eindrucksvoll seinen Wahnsinn färbt. Sein Nabucco wird weich in der Vaterliebe und hoheitsvoll als Herrscher. Mit der nötigen Giftigkeit, aber ohne Schärfe erfreut Lilia Kehayova als Abigaille. Ihre Mimik und Gestik untermauert ihren Machtrausch. Maria Kataeva gestaltet jugendlich ehrenhaft ihre gehastse Schwester Fenena. Strahlend rein erklingt ihr Sopran, anmutig ihre Arie. Emil Pavlov bleibt als Ismaele farblos im Hintergrund, meistert die Partie fehlerlos auch in der Höhe.
Das Publikum zeigt sich begeistert und applaudiert mit stehenden Ovationen. Weitere Aufführungen im Programm sind dieses Jahr Aida, Norma sowie das gefeierte Musical Mama Mia.
Dr. Helmut Pitsch
09. August 2022 | Drucken
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