Gaetano Donizetti Roberto Devereux Teatro Donizetti Bergamo 23.11.2024
Teatro Donizetti lässt Belcanto Herzen höher schlagen
Aus ärmlichsten Verhältnissen kommend gelang Gaetano Donizetti eine Karriere zum international gefeierten Opernkomponisten. In Neapel begann sein Aufstieg im königlichen Dienst. Dort fand auch im berühmten Real Teatro San Carlo die Uraufführung seiner Erfolgsoper Roberto Devereux 1837 statt. Der Titelheld ist gefangen zwischen seiner Liebe zur Hofdame Sara und der Rache seiner Ex Geliebten der Königen Elisabeth. Heldenhaft will er seine neue Angebetene schützen, doch das Geheimnis wird aufgedeckt und sein Todesurteil gefällt. Selbst der letzte Rettungsversuch der Geliebten kommt zu spät.
Dramatik und Tragik, wahre Gefühle und Leidenschaften, Ehre und Freundschaft - ein Stoff, der sich für eine Oper mit romantische Arien sowie emotionalen Grenzsituationen eignet und Donizetti ist ein Meister der Spannung und des Belcanto. Meisterhaft ist auch die Auswahl der Sänger und Sängerinnen. John Osborn zählt zu den besten lyrischen Tenören und erorbert mit einer gut geführten, wohl gesetzen Stimme das Publikum. Engagiert ist sein Spiel. Stürmisch ist der Applaus nach seiner großen Arie „Ed ancor la tremenda“ bis er sich zu einer Wiederholung hinreissen lässt. Ihm gegenüber steht Jessica Pratt als verzweifelte, sich verlassen fühlende Königin Elisabeth, der nur mehr die Macht des Amtes verblieben ist. Mit Bravour setzt sie emotionale Momente. Ihre Stimme bricht zu einer dunklen Tiefe, die der Mächtigkeit des Schmerzes eine besondere Ausdruckskraft verleiht. Mit Eleganz und Sicherheit wandert sie durch die Koloraturen, mühlos springt sie zu den Spitzentönen. In der Darstellung weiß sie zu überzeugen und berühren. Simone Piazzola ist ein edler Duca di Nottingham mit einem schön timbrierten Bariton. Weich eingebettet begeistert er als treuer Freund und gebrochener Ehegatte. Raffaella Lupinacci ist seine junge schöne Ehefrau Sara, von der Regie zur schwangeren Ehebrecherin gewandelt. Bestimmt und klar ist ihre Stimme, mit dramatischen Potential, das sie gekonnt einfließen lässt.
Unaufdringlich aber packend ist die Regiearbeit von Stephen Langridge. Geschickt verbannt Katie Davenport im Bühnenbild den Chor als Hofstaat hinter schwarzen Tribünen. Von ihren historischen Kostümen ist nur die Halskrause und der Hutschmuck sichtbar, links vor der Bühne ist ein barockes Stilleben drapiert, so gewinnt der Betrachter öfter den Eindrück eines Cemäldes. Symbolisch für die brennende Liebe und den Verrat bzw Ehebruch steht ein großes rotes Bett sowie ein roter Thronsessel für die blutige Macht der Rache auf der Bühne. Für die tödliche Rachsucht oder das Vergehende tritt eine Puppe mit Totenkopf in der Kleidung der Königin, siwie ein Jüngling als ihr Geliebter Roberto in stummen Randszenen auf.
Riccardo Frizza liefert aus dem Graben mit dem Orchestra Donizetti Opera einen schwungvollen, gut austarierten Orchesterklang mit hoher Sensibilität für die Partitur und Sänger. Der Coro dell‘Accademia Teatro alla Scala ist durch Salvo Sgro bestens vorbereitet und rahmt die Qualität der Aufführung mit gut geführten, einheitlich intonierten kraftvollen Gesang.
Grosser langer Jubel mit herzhaften Bravi am Schluss im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
25. November 2024 | Drucken
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