Richard Wagner Siegfried Semperoper Dresden 8.2.23
Thielemann führt strahlenden Helden zu Brünnhilde
Stühle und Tafeln liegen herum, Mimes Höhle ähnelt mehr einer Schulstube als einer Schmiede. Der grün ausgeleuchtete Bühnenraum verjüngt sich schnell spitz nach hinten. Ab und an wird die Decke gehoben und Siegfried oder der Wanderer treten ein. Der Herd wird aus dem Bühnenboden geholt, Blasebalg gibt es keinen. Sehr anschaulich ist im Bühnenbild für Fafner als Wurm und seine Neidhöhle gelungen. Ein kleiner Guckkasten mit Waldvorhang dient im zweiten Akt als Bühne auf der Bühne. Der Wurm ist dunkel mit fluoreszierenden Streifen aus mehreren beweglichen Teilen zusammengestzt. Ein junges Siegfried Doppel erscheint als Waldvogel und führt den Helden zur Braut. Wieder erklimmen die beiden über die mittlerweile bekannten Stuhlreihen den Felsen und durchschreiten die Feuersbrunst. Ergreifend auch die Begegnung des Wanderers mit der Wala Erda. Der Götter Ende naht.
Willy Decker erzählt text- und detailgetreu in starken Bildern den zweiten Abend des monumentalen Epos mit charmanten Witz, den Andreas Schager in der Titelrolle mit Genuss noch weiter würzt. Aber es ist die Kraft und Verlässlichkeit seiner Stimme, die besonders imponiert. Manchmal wäre weniger auch mehr. So schmettert er vollmundig hell und locker so manchen Spitzenton, mitunter zieht er ihn in der Intonation nach oben. Herrlich kann er in lyrischen Stellen seine Stimme über verschiedene Lagen führen.
Hat Ricarda Merbeth in der Walküre als junge Brünnhilde mit vollen leichten Sopran erfreut, hier wechselt sie die Farbe in der Tiefe und bleibt ohne Körper in der Stimme nah am Sprechgesang, in der Höhe gewinnt sie an Volumen und Farbe. Spielerisch bleibt sie sehr präsent. Jürgen Sacher als Mime und Thomas Johannes Mayer als Wanderer liefern sich ein eindrucksvolles spannendes Rätselraten mit dramatischer und mystischer Kraft. Auch in ihrem jeweiligen Dialog mit Markus Marquardt als Alberich gelingen ähnlich aufgeladene Momente höchster Gesangskunst.
Stephen Milling dröhnt mächtig als Fafner aus der Höhle und nähert sich weich und satt mit freundschaftlichem Ton seinem Bezwinger. Christa Mayer erwacht trocken und metallen aus ihrem Schlaf und stellt sich mit schwerer dunkler Stimme als Erda gegen den Wanderer. Mirella Hagen flattert als Waldvogel sicher in die höchsten Höhen, mancher Gipfel wird schrill hochgedreht, gut bleibt der Text verständlich.
Am Pult hat Christian Thielemann alles fest im Griff und Blick. Unverändert schafft er auch an diesem Abend eine Klangwelt von höchster Qualität mit der Sächsischen Staatskapelle, bringt jede Dramatik durchsetzungsstark zum Erlebnis, jede Gefühlsregung zum spüren und nie bedrängt er dabei die Sänger. Meisterhaft setzt er die Lautstärken und Volumen in mannigfaltigen Schattierungen. Transparent bringt er die Stimmen, ob Soli oder Tutti zusammen, und füllt den Raum zum außergewöhnlichen Hörerlebnis.
Frenetisch ist der Beifall, Dirigent, Orchester und Solisten werden gefeiert.
Dr. Helmut Pitsch
12. Februar 2023 | Drucken
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