Tiroler Festspiele schließen mit großer Symphonik

Xl_ef8ddf99-0f7d-4a22-bfa2-6a4d59467c4c © Tiroler Festspiele David Assinger

Abschlusskonzert Tiroler Festspiele Winter Erl 7.1.2024

Tiroler Festspiele schließen mit großer Symphonik

Von der russischen Revolution getrieben, suchte Sergej Prokofiev nach Einkommensmöglichkeiten, auch in Amerika, wo er mehrere Jahre verweilte bevor er weiter nach Frankreich als auch Bayern zog. 1935 kehrte er in seine Heimat zurück.

Für die Eröffnung der Aeolian Hall in New York bekam er so 1926 den Auftrag für ein Werk in kleiner Besetzung, dem er später eine Orchesterfassung und den Titel Amercan Ouverture widmete. Mit dieser großen Orchesterfassung mit u a zwei Harfen, Orgel und Klavier eröffnet das Orchester der Tiroler Festspiele sein Abschlusskonzert für die diesjährigen Winterfestspiele. Diese boten zwei selten gespielte Operninszenierungen , eine konzertante Operette und zahlreiche Konzerte über den Jahreswechsel als breites und unterhaltsames Programm mit großem Zuspruch beim Publikum.

Vor wiederum ausverkauftem Festspielhaus führt der Generalmusikdirektor Erik Nielsen sein Orchester mit Schmiss und Schwung. Das Werk ist geprägt von einer Melodie, die in einem breit angelegten harmonischen Klangteppich fast wie emotionale Filmmusik eingelegt ist. Dazwischen zucken markige rhythmische Zwischenspiele. Die jungen Musiker des Orchesters beweisen ihre Klasse mit nuanciertem Spiel, sicheren ausgefeilten Soli und ein auf einander hörendes und abgestimmtes Zusammenspiel.

Catriona Morison ist die Solistin der folgenden Rückertlieder von Gustav Mahler. Der schottische Mezzosopran präsentiert ihre facettenreiche, gut geführte Stimme, doch es besteht der Eindruck, dass sie zu wenig deutsche Sprachkenntnisse hat, um die Kraft und die emotionale Größe dieser Texte farblich auszukleiden. Ihre Interpretation bleibt trocken spannungslos bei bester Stimmtechnik. Auch Erik Nielsen kann dem Werk wenig Leben zuführen, am lebendigsten bleiben seine schlängelnden Bewegungen. Mahlers Musik ist gekennzeichnet von einer subtilen inneren Melancholie, technisch ausgefeilten Rhythmen, die in eigene Sphären entführen. Das lyrische Pendant fand der Komponist in den Gedichten von Friedrich Rückert, den er mehrfach vertonte.

Besser gelingt dem Amerikaner die Rückkehr in seine Heimat bei der folgenden 9. Symphonie e-moll von Antonin Dvorak op 95. Sie ist während dessen mehrjährigen Lehrtätigkeit in den Vereinigten Staaten entstanden. Dvorak liess erstmals indigene als auch afroamerkanische Studenten zu und lernte deren musikalische Herkunft kennen. Diese Eindrücke verarbeitete er in seiner letzten Symphonie, sodass diese auch den Namen „Aus der neuen Welt“ erhielt. Vielfach sind seine Themen je Satz aber auch mit heimatlich böhmische Klängen, die er reich instrumentiert und im Finale geschickt überlagert. Wieder liefern die engagierten Musiker einen wunderbar vollen und gut abgestimmten Gesamtklang, die zahlreichen Bläsersoli gelingen makellos. Mächtig setzt der erste Satz seine Zeichen, der zweite Satz verzeichnet die Elegie der Sehnsucht gut gewürzt, das Scherzo wirbelt straff geführt und im Finale kommt es zur dramatischen Steigerung mit ruhigem Ausklang.

Stehende Ovationen beim Publikum zum Ausklang der erfolgreichen Festspielsaison.

Dr. Helmut Pitsch

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