Carte Blanche Tiroler Symphonieorchester
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck startet mit einem Konzert der Jubilaren in die neue Saison.
Das Eröffnungswerk stammt von Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird. Das zweite Werk stammt vom im März verstorbenen Peter Eötvös, dessen 80. Geburtstag sich dieses Jahr jährt. Der Dirigent Dennis Russell Davies feiert dieses Jahr seinen 80. Geburtstag.
Die heute gespielte 1. Fassung der Symphonie Nr 2 c-moll entstand 1872. Anton Bruckner war bereits ein gefeierter Organist und Komponist sakraler Musik. Seinem symphonischem Werk stand das Publikum und die Kritik noch gemischt gegenüber. Mit der Monumentalität und Länge seiner Werke bestritt der tief Gläubige neue Wege. Seine Liebe zur Natur und Ehrfurcht vor der Schöpfung ist in seinen Melodien und Harmonien zu spüren. Chromatisch reizt er Grenzen aus.
Etwas holprig und phantasielos führt Dennis Rusell Davies das Orchester in den ersten Satz, der nicht wirklich zünden will. Dies gelingt aber mit den mächtigen Fanfaren des Scherzo und der anmutend lieblichen Ländler Melodie im zweiten Satz. Gefühlvoll mutiert der Tanz zu einer schwebenden Apotheose, die Bläser triumphieren in sicherem Klang. Besonnen bewegt sich Russelll Davies durch die anmutigen Themen des Adagio, die eine verklärte Melodik entstehen lassen. Kraftvoll führt er das Orchester in das Finale, kostet die integrierten Pausen aus, lässt Klänge anschwellen und den Raum erfüllen. Großer Jubel vor der Pause.
Nach der überlangen Pause steht mit Peter Eötvös Triangel ein außergewöhnliches Werk als Österreichische Erstaufführung auf dem Programm. Tituliert als Musikalische Aktionen für einen kreativen Schlagzeuger und 27 Musiker und im Jahr 1993 entstanden, löst der Komponist bewusst das klassische Konzertformat auf. Der Solist Isao Nakamura tänzelt zu Beginn mit einer Triangel durch die Zuschauerreihen, Dirigent und ein paar Musiker erwarten ihn auf der Bühne. Dann holt der japanische Schlagzeuger sechs Bläser aus einem Nebenraum, die sich an einer Installation von zahlreichen Gongs aufstellen. Nakamura tritt in ein Wechsel- und Zusammenspiel mit den Musikern. Immer wieder bewegt sich der Solist zwischen den Musikern, bedient laufend andere Instrumente.
Die Musik des Ungarn Eötvös ist konzeptionell modern, rhythmisch geprägt und in den Harmonien ausgereizt. Acht Stücke erklingen wie ein Wandel durch die Orchesterinstrumente, am Ende begleiten zwei Klarinettisten Nakamura mit seiner Triangel und schließen den Kreis. Im Saal erlischt das Licht.
Große Begeisterung des Publikums folgt.
Dr. Helmut Pitsch
20. Oktober 2024 | Drucken
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