Tiroler Symphonieorchester - Viel gefühlvolle Romantik in inspirierter Interpretation

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Liebesglück und Liebesleid Tiroler Symphonieorchester Innsbruck 14.3.2025

Tiroler Symphonieorchester - Viel gefühlvolle Romantik in inspirierter Interpretation 

Ruhig und verklärt entsteigt der berühmte Tristan Akkord des Vorspiels der Oper Tristan und Isolde von Richard Wagner vom Podium in den Innsbrucker Konzertsaal. Präzis und mit feinstem Strich der Celli entwickelt er das Liebesglück und folgende Liebesleid des bekannten Liebespaares. Mit diesen Klängen veränderte der deutsche Komponist die Musiktheorie und Musikgeschichte. Dem Tiroler Symphonieorchester unter der Leitung von Martijn Dendievel gelingt eine musikalisch ausgefeilte und im Ausdruck intensive gehaltvolle Interpretation des Vorspiels. Im pausenlos folgenden Liebestod beginnt es nach einer schwebenden Einleitung im fließenden Aufbau an mancher Stelle zu flattern. Das Orchester überzeugt durch erstklassiges harmonisches  Zusammenspiel, die Solisten vollführen sicher und mit Ausdruck und es entsteht ein breiter transparenter Klangteppich.

Auch im folgenden Werk, dem Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op 85 von Edward Elgar bekommen Emotionen ein musikalisches Bild. Elgar schrieb das Werk im Angesicht der Schrecken des ersten Weltkriegs und dem Tod seiner geliebten Frau. Es sollte das letzte große Werk des bedeutenden englischen Spätromantiker bleiben. Von der Musik Wagner beeinflusst, fasst er sein Leid in Töne und lässt das Cello seine Empfindungen ausleben, dem Instrument dem schon im eigenen Klang eine Melancholie anheim ist. Die junge Cellistin Julia Hagen entstammt einer Musikerfamilie und hat bereits mit vielen großen Orchestern und Dirigenten gespielt. Dem virtuos verfassten Werk drückt sie ihre persönliche Note auf, ohne es in seinem Schmerz zu vereinnehmen. Als Zugabe für die Anerkennung des Publikums gibt es noch eine Zugabe von Johann Sebastian Bach. Hier zeigt sie technische Perfektion mit interpretatorischem Feinschliff. 

Mit der Symphonie Nr 2 D Dur op 73 von Johannes Brahms kehrt Dirigent und Orchester nach der Pause in die Hochromantik zurück. Brahms komponierte diese Symphonie in seiner Sommerfrische am Wörthersee 1877 innerhalb weniger Wichen in einer sehr glücklichen Lebensphase. Zufriedenheit, Naturstimmungen und -Empfindungen sind durch das gesamte Werk in seiner Frische und positiven Dynamik zu spüren. Diesen heiteren Fluss fast volkstümlicher Motive lässt Dendievel Freiraum und Leichtigkeit, behält aber eine klare Linie ohne auszuschweifen. Munter treibt er die Musiker an und zieht sie mit seinem gestischen Schwung mit. Es herrscht Lieblichkeit und Kraft in dieser Interpretation, die das Orchester gut vorbereitet sehr gelungen umsetzt.

Großer Applaus im gut besuchten Saal des Innsbrucker Kongresshaus.

Dr. Helmut Pitsch

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