Wolfgang Amadeus Mozart La Clemenza di Tito Mozartwoche Salzburg 24.1.2024
Titus in Salzburg- Halbszenisch musikalisch ausgezeichnete Mozartoper
Kurz vor seinem Tod erhielt Wolfgang Amadeus Mozart für die Krönung Leopolds II als König von Böhmen den Auftrag für eine grand opera seria. Kurzfristig unterbrach er seine Arbeit an der Zauberflöte, um in wenigen Tagen den Auftrag zu erfüllen und leitete am 6.September die Uraufführung, die mit Zurückhaltung aufgenommen wurde. Das Werk verherrlicht den idealisierten aufgeklärten Herrscher in der Gestalt des römischen Kaisers Titus und ist von dessen edlen und klugen Milde geprägt.
Dabei erfüllt die Handlung die Liebe von Annio und Servilla sowie die großzügige Vergebung für die gefühlsorientierten Irrungen des treuen Freundes Sesto und der ausgewählten Kaiserin Vitellia. Rolando Villazón, Intendant der Mozartwoche und Bettina Geyer haben eine halbszenische Inszenierung für die Felsenreitschule erarbeitet. In der Mitte der großen Bühne nimmt Le Concert des Nations Platz. Das Orchester, 1989 gegründet gilt als ausgewiesener Spezialist für historische Aufführungspraxis. Jeweils seitlich sind, an die Arkaden der Rückwand der Felsenreitschule angelehnt, Fragmente von Torbögen aufgestellt. In eleganter zumeist dunkler Kleidung agieren Chor und Solisten in diesen Bögen und rund um das Orchester. Der Titelheld erscheint mit goldglänzendem Jacket und Lorbeerkranz. Die Personenregie scheint zumeist den Sängern überlassen.
So kommt der musikalischen Interpretation unter der Führung von Jordi Savall besondere Bedeutung zu. Der Catalane hat sich mit seinem Spiel auf der Gambe und als Dirigent für Aufführung im Originalklang einen internationalen Ruf erarbeitet. Ebenso ist er auch Gründer von Le Concert des Nations. Mit Gehstock nähert er sich ehrfurchtsvoll dem mächtigen Pult mit Stuhl. Reduziert sind seine Gesten, mitunter steht er auf, aber zumeist haltet er Blickkontakt mit den Musikern. Es besteht spürbare Nähe zwischen den beiden. Den Sängern widmet er sich kaum. Er versteht Schwung aufzubauen und haltet diesen über die Rezitative. Der Spannungsbogen mit einer dramatischen Entwicklung entsteht selten. Es bleibt ausgeglichen und musiziert auf höchstem Niveau. Besonders sticht der Flötist auf seinen pittoresken Originalinstrumenten hervor, der zweimal auf der Bühne im Wechselspiel mit Sesto und Vitellia wirkungsvoll zusammenspielt.
Edgardo Rocha erfreut als Tito mit seinem warmen Timbre und seinem lyrischen Tenor, der die Koloraturen lebendig und sicher führt und leicht in den Höhen bleibt. Der Sänger aus Uruguay kann aber auch spielen und mit seiner Mimik und Blicken punkten. Es ist sein Debüt in der Rolle und bei der Mozartwoche. Hanna-Elisabeth Müller war Ensemblemitglied der bayerischen Staatsoper und ist als Konzert- und Liedsängerin gefragt. Ihre Vitellia überzeugt über weite Strecken mit einem imposant geführten Sopran und kräftiger wohlklingender Höhe. Mitunter werden ihre Koloraturen unsauber, die Führung der Stimme in die Tiefe erfolgt mit Bruch und schrillem Abgesang. Mit ihrer vornehmen Haltung gibt sie ihrer Vitellia eine passend unnahbare berechnende Gestaltung. Sesto, treuer und teurer Freund des Kaisers, unglücklich in die berechnende Kaiserin verliebt durchlebt ein verzehrendes Wechselbad der Gefühle und steht nahezu im Mittelpunkt des Werkes. Magdalena Kožená zeigt in dieser Rolle ihr großes darstellerisches Talent und kann in ihrer ehrlichen Verzweiflung und verzehrender Liebe berühren. Ihren Mezzo entlockt sie nuanciert und klar intoniert die Töne. Weich und rund bleibt sie in der Mittellage und Höhe, verdunkelt sich mystisch in der Tiefe. Christina Gansch mimt Sestos Schwester Servilia, die mit ehrenhafter Wahrheit Ihre Liebe zu Annio rettet und mit der Milde des Kaisers belohnt wird. Die österreichische Sopranistin ist Absolventin des Mozarteums und findet sich in der Rolle gut zurecht. Die Norwegerin Marianne Beate Kielland weiß souverän mit der Hosenrolle des Annio umzugehen. Die Mezzosopranistin ist international als Barockspezialistin sowie Lied- und Konzertsängerin bekannt. Ihre Auftritte sind im Schauspiel von sympathischer Ausstrahlung geprägt. Ihr Stimme ist fassettenreich mit warm unterlegtem Timbre und heller Färbung. Ihre Arien gefallen mit ihrer sauberen gut balancierten Melodieführung. Salvo Vitale rundet das ausgezeichnete Ensemble als Publio ab. Der Sänger aus Catania kann mit voller Stimme bis in die Tiefe seiner Rolle Würde geben.
Walter Zeh hat den Philharmonia Chor Wien gut auf seine Mitwirkung vorbereitet. Die Sänger und Sängerinnen fügen sich professionell in die halbszenische Aufführung in italienischer Sprache ein.
Großer Beifall vom begeisterten Publikum
Dr. Helmut Pitsch
Copyright Wolfgang Lienbacher
30. Januar 2024 | Drucken
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