Turandot als großes Musiktheater in erlebnisreicher Regie in München

Xl_34fcd57e-562d-4f85-82be-31478136e21d © Geoffrey Schief

Giacomo Puccini Turandot Bayerische Staatsoper 19.10.2024

Turandot als großes Musiktheater in erlebnisreicher Regie in München

Seit ihrer Premiere 2011 ist die Inszenierung von Giacomo Puccinis Turandot durch Carlus Padrissa aus dem katalanischen Regiekollektiv La Fura dels Baus ein Renner an der Bayerischen Staatsoper. Farbenfroh, einfallsreich und edel sind die Kostüme von Chu Uroz, ansprechend und von erstklassiger technischer Qualität die Videos von Frank Aleu, nahe grenzenlos wirken die Regieeinfälle auf der Bühne von Roland Olbeter. Der Betrachter erlebt ein Eishockeymatch, Eisläufer, Streetdancer und immer wieder Statisten, die von oben herabgelassen werden. Ebenso werden der persische Prinz sowie Ping und Pang nach oben gezogen. Auch die Titelheldin erscheint glanzvoll von oben. Dazu kommt immer wieder eine riesengroße Scheibe von oben, die mit visuellen 3 D Effekten das Fass an Ideen füllt, aber auch Unruhe mit dem öfteren Aufsetzen der entsprechenden Brille erzeugt.

Es wird viel geboten und es ist mehr als kurzweilig und unterhaltsam. Mit dem von Kraft und Lautstärke trotzendem Dirigat von Antonio Fogliani kann sich der Abend auch musikalisch sehen lassen, ein paar Ungereimtheiten inklusive. Fogliani verbindet Exotik und Italianita, die in der letzten und unvollendeten Oper steckt. Das Tempo ist herausfordernd, mutig sind die monumentalen Orchesterpassagen, den ausgezeichneten Chor fordert er zu einem durchdringenden Forte - Einstudierung Christoph Heil. Aber er nimmt die Orchesterkraft zurück wo von Nöten.

Die Sänger geben vieles bis alles. Hier kann Saioa Hernandez in der Titelpartie eindrucksvoll viel bieten. Ihre Arie „in questa reggia“ versteht sie mit Dramatik aber auch viel Farbe zu singen, ihr Sopran steigt flüssig in die Höhen, bleibt klar ohne zuviel Kraft, dunkel präsentiert er sich in der Tiefe. Ihre Rätsel stellt sie lebendig mit Nuancen. Ihr Herausforderer ist Yonghoon Lee als ein starrer Calaf, der sich auf seine schmetternde Höhe konzentriert, die wirklich beeindruckend ist. Seine Mittellage und Tiefe zeigen sich intransparent, erste Abnutzungen erahnend. Trotzdem gelingt ihm seine große Arie „nessun dorma“ sicher und lyrischen Anklängen. Selene Zanetti ist als treue, gefühlvolle Liu ein lyrischer Gegenpol, der der Handlung Menschlichkeit gibt. Thomas Mole als Ping, Tansei Akzeybek als Pang und Andres Agudelo als Pong sind drei humorvolle Höflinge, die in der Regie viel Raum in prächtigen Kleidern mit hell leuchtenden Krägen bekommen. Ensemblemitglied Kevin Connors ist ein bewährter Altoum, der etwas mehr Farbe und Kraft benötigt hätte.

Wieder wird ein gelungener darbietungsreicher Opernabend enthusiastisch vom Publikum gefeiert . Die Mitwirkenden zeigen sich gelöst am letzten Abend der Aufführungsserie.

Dr. Helmut Pitsch

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