Giuseppe Verdi Aida 1913 Arena di Verona Opera Festival 18.8.2024
Verona - Bildgewaltige Opulenz mit historischer Statik Aida 1913
Am 10. August 1913 erfüllt sich der Traum des Tenors Giovanni Zanatello einer ersten Opernnacht in der Geschichte der Arena di Verona mit einer Aufführung der beliebten Oper Aida von Giuseppe Verdi, die mit ihren Massenszenen und dem exotischen Handlungsort sowie den bekannten Melodien und Arien nicht umsonst bis heute Freiluftfestspiele beherrscht. 1982 entstand bei Gianfranco de Bosio die Idee, dies historisch bedeutende Ereignis der ersten Premiere in der Arena wieder aufleben zu lassen. In seiner Zeit als Intendant der mittlerweile renommierten Opernfestspiele in der Arena kreierte er eine Inszenierung, die in den historischen Bühnenbildern, nach archäologi Quellen gestaltete Kostüme und die originalen Regieanweisungen Giuseppe Verdis beinhaltet. Diese Aida ist fester Bestandteil des Festivalprogramms geworden und hat sich in über 250 Aufführungen als Publikumsmagnet bewährt.
Zwei hochragende Obelisken und zwei thronende Sphinxen begrenzen seitlich das Geschehen, vier bewegliche mit ägyptischen Motiven bunt bemalte Säulenpaare bilden die unterschiedlichen Handlungsorte opulent ab. Palmen erwecken Wüstenstimmung. Unzählige Chormitglieder und Statisten marschieren immer wieder mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen und Kostüme, zumeist mit verziertem Stock, auf. Mehrere Tanzszenen in der Choreografie von Susanna Egri ergänzen unterhaltsam das Geschehen auf der Bühne, wie auch vier herausgeputzte Schimmel als Blickfang.
Musikalisch führt Daniel Oren mit viel Augenmerk für die Sänger am Pult durch die tragische Liebesgeschichte der äthiopischen Sklavin als Widersacherin der ägyptischen Königstochter zu dem erfolgreichen Feldherrn und Bezwinger ihres Volkes Radames. Zumeist hält er das große Orchester der Fondazione Arena di Verona vor schmetternden Ausbrüchen zurück, sehr balanciert wirkt der Klang, im wohlbekannten Triumphmarsch kommt Fahrt auf. Konzentriert korrespondiert er mit dem großen Chor der Fondazione Arena di Verona über die gesamte Bühne verteilt, der routiniert seinen Auftritt mit geballter Kraft meistert. Emotional geladen gelingt der letzte Akt.
Sehr stimmig ist auch das Sängerensemble zusammen gestellt. Die aus Urugay stammende Maria José Siri ist auf den internationalen Bühnen als lyrische Sopranistin gefragt. Ihre Aida überzeugt mit ruhiger Stimmführung, keine dramatischen Höhen sondern untertänige Beherrschung als Sklavin und Tochter dominieren ihren auch schauspielerisch geschickt gestalteten Auftritt. In ihrer Nilarie sowie im finalen Duett zeigt sie ihre feine Legatotechnik und klare Intonation. Ivan Magri steigert sich als Radames erfreulich über den Abend. Klingt seine Arie Celesta Aida zu Beginn verhalten, präsentiert er sich in der Folge als selbstbewusster Held und entflammter Liebhaber. Sein Tenor ist hell timbriert und behält Kraft und Klarheit in den Höhen. Agnieszka Rehlis Ist eine feine Amneris, die nicht überdramatisch, sondern mit samtenen Klang in der Stimme auch berühren kann. Simon Lim ist ein stattlicher König, der aber zurückhaltend seine Rolle gestaltet. Alexander Vinogradov ist als Ramfis präsent und ein stolzer königlicher Gefolgsmann, der seinen Bariton mit Autorität erscheinen lässt. Youngjun Park ist als Amonasro sehr wirkungsvoll in Stimme und Gestaltung. Königlich ist seine Ausstrahlung ohne Unterwürfigkeit, sowie als Vater wenig verständnisvoll. Mit seinem vollem Timbre und einer gut geführten Stimme überzeugt er.
Viel Beifall vom beeindrucktem Publikum, das wiederum zahlreich erschienen ist. DIese Aida lebt weiter.
Dr. Helmut Pitsch
19. August 2024 | Drucken
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