Viel Dramatik wenig Lyrik, Komik wird am Ende gefeiert in Il Trittico in München

Xl_0c0676fb-22c5-4071-b22b-cbc994ba76e2 © Winfried Hösl

Giacomo Puccini Il Trittico Bayerische Staatsoper München 1.4.2024

Viel Dramatik wenig Lyrik, Komik wird am Ende gefeiert in Il Trittico in München

Vor 100 Jahren starb Giacomo Puccini an Kehlkopfkrebs in einer Klinik in Brüssel nach einem Eingriff. Seine Opern machen ihn unsterblich. Er gilt als der bedeutendste Vertreter des Verismo und auch Wegbereiter der Moderne. Mit seinem 1918 uraufgeführten Operntryptichon Il Trittico wagte er den Versuch drei einaktige Kurzopern zu vereinen. So sollten mit Il Tabarro - der Mantel eine tragische, mit Suor Angelica - Schwester Angelica eine lyrische und mit Gianni Schicchi ein komische Oper unter einem Dach zusammenkommen. Das Werk wurde in New York uraufgeführt fand aber nicht den Weg in die Spielpläne. Erst in jüngerer Vergangenheit wird diese vermehrt wieder neuinszeniert.

Lotte de Beer führte in der 2017 geschaffenen Neuinszenierung an der Bayerischen Staatsoper Regie und versucht den Verbindungsgedanken Puccinis konsequent umzusetzen. Es gibt nur ein dunkles Bühnenbild von Bernhard Hammer, ein sich stark verjüngendes grosses Rohr, dazu wenige Utensilien , ein paar Kisten, die Schiffsbeladung in Tabarro andeutend und ein Bett und eine Truhe für das Zimmer des toten Bosco Donati in Gianni Schicchi. Keine Pause trennt die ersten beiden Opern Tabarro und Sour Angelica. Ein paar Passanten erscheinen und mit ihnen treten im Dunkeln die Mitwirkenden von Tabarro mit ihren Kisten ab. Sehr gelungen kommen zum Schlussmonolog von Gianni Schicchi alle Mitwirkenden auf die Bühne und holen sich ihren Beifall. Die Personenregie ist intelligent, nicht zu tiefgehend aber schlüssig zum Libretto. Mit ein paar technischen visuellen Effekten werden die beiden ersten Akter aufgefrischt. So dreht sich ein Rohrteil und der Leichnam Luigis hängt an der Decke oder ein überdimensionales Kreuz erscheint grell leuchtend bei Suor Angelica mit dem verlorenen Sohn und dreht sich um die Achse.

In Gianni Schicchi wird herrlich geblödelt, animiert auch von Ambrogio Maestri, der in Bestform für den erkrankten Wolfgang Koch eingesprungen ist. Als eifersüchtiger verzweifelter Michele überzeugt er ebenso wie als komödiantisch scharfsinnig witziger Gianni Schicchi. Dazu zeigt sich seine Stimme fassettenreich, strahlend kraftvoll satt mit warmen Timbre unterlegt. Lise Davidsen überrascht mit einem überdreht scharfen Sopran, zu laut um lyrisch zu wirken. Auch Yonghoon Lee liebt es kraftvoll, sein Tenor erlaubt ihm volles Rohr, ob es immer zur Rolle und Stimmung passt ist fraglich. Ermonela Jaho ist eine berührende verzweifelte aufmüpfige Ordensschwester, die gegen die Härte von Katja Pieweck als herzlose Zia Principessa nicht ankommt. Ihren Freitod inszeniert sie mit viel Ausdruck. Elsa Dreisig darf als Lauretta die wohl bekannteste Arie aus dem Dreiteiler zur Überredung ihres Vaters formschön darbieten und erhält den einzigen Szenenapplaus. Auch Granit Musliu gefällt als Rinuccio.

Robert Jindra führt das Bayerische Staatsorchester mit viel Italianita. Es wird mitunter trocken laut, elegisch rührselig mit weiten Melodiebögen und spritzig heiter, passend zur Absicht des Komponisten.

Großer Jubel bis stehende Ovationen am Ende, Ambrogio Maestri ist es als Gianni Schicchi mit Gespür gelungen das Publikum zu unterhalten und aufzuheizen.

Dr. Helmut Pitsch

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