Wieder ein stimmungsvolles erstklassiges Opernerlebnis mit Opera Incognita in München

Xl_poppea_3__002_ © Aylin Kalp

Queen Poppea Opera Incognita Müllersches Volksbad 31.8.2023

Wieder ein stimmungsvolles erstklassiges Opernerlebnis mit Opera Incognita in München

Machtgier und Mord, Intrige und ehrbare Liebe ein wahrer Opernstoff, den Claudio Monteverdi auch in seiner dritten und letzten Oper L’Incoronazione di Poppea vertonte. Er gilt als erster Schöpfer des Genre Oper der Musikgeschichte. Und bis heute wird diese Oper gerne gespielt und noch lieber in Szene gesetzt.

So wagt auch die private bayerische Operncompagnie Opera Incognita um seine beiden bestens aufeinander eingespielten Leiter, Ernst Bartmann musikalisch und Andreas Wiedermann szenisch, eine Unsetzung dieses Werkes. Bekannt für außergewöhnliche Aufführungsorte und intelligente, bildwirksame moderne aber werktreue Regiekonzepte können die Zuschauer sich wieder von deren Phantasie und Professionalität in München überzeugen.

Die Jugendstilarchitektur prägt das elegante hallenartige Ambiente des traditionellen, auch heute beliebten Müllerschen Volksbades, 1908 direkt an der Isar gelegen erbaut. Beeindruckend ist es über zwei Stockwerke angelegt, sodass einige Zuschauer um das Becken und andere auf dem Balkon mit guter Sichtmöglichkeit Platz finden. Gespielt wird im und um das Becken, sowie am Balkon mit dichter Publikumsnähe. Da wird auch der ein oder andere Spritzer fühlbar. Das sieben Musiker umfassende breit instrumentierte Orchester sitzt auf dem Balkon.

Die Rezitative und Arien der Renaissance Komposition werden geschickt mit großen Chorszenen zu bekannten Klängen der Pop Band Queens verknüpft.

Mit wenigen Mitteln wird in dem von sich aus reizvollen Ambiente mit etwas Lichtregie und  in klassisch fallenden lockeren Kleidern, golden oder weiss, ein stimmungsvoller Rahmen - Ausstattung Aylin Kaip- für den vertonten Machtkampf im alten Rom und die skrupellose Begierde der schönen Poppea geschaffen. Aus einfacher Herkunft gelang ihr die Gunst und Heirat mit dem römischen Kaiser Nero zu erwirken und stieg zur einflussreichsten Frau des Imperiums auf. Dabei schaltete sie geschickt mit Intrigen ihre Widersacherin Ottavia, erste Gattin Neros sowie den kritischen Redner Seneca aus.

Frauke Mayer gelingt ein überzeugendes Rollenbild der Titelrolle. Vornehm lassziv, selbstbewusst erotisierend verdreht sie Nerone den Kopf und reizt seine Begierden. Auch im Pool räkelnd und singend spielt sie ihre Reize aus, die sie auch in ihrer kräftigen Mezzostimme kleidet. Sicher gleitet sie in ihren Arien durch alle Lagen und führt warm die Melodien.

Zu wenig dunkel und böse erscheint Karin Torbjörnsdottir als der sagenumwobene Nerone, der selbst Dichter sein will und Rom in Brand setzte. Schön, hell und rein klingt ihr edler Sopran, den sie mit guter Technik führt. Edel schürt sie an der  Entmachtung der Ehefrau und der Demontage des einflussreichen Redners Seneca.

Jessica Poppe gestaltet Ottavia, die gehörnte Ehefrau Nerones. Subtil kämpft sie um Machterhalt und benutzt den abgewiesenen Ex Geliebten Poppeas Ottone für ihre Rache. Klar und fassettenreich ist ihr Sopran, dem sie durchaus Dramatik verleihen kann.

Carolin Ritter ist ein dramatischer Ottone. Nicht inmer gelingt ihr eine reine Stimmführung dafür legt sie viel Gefühl und Emotion in ihre Interpretation. Ihr Mezzo hat die richtige Farbe für diese Hosenrolle des düpierten Geliebten, der in der Verzweiflung zum Instrument Ottavias Rache wird. Weniger überzeugt sie als in Liebe zu Drusilla entflammt. Diese wird sehr überzeugend von Julia Heiler dargestellt. Weich und frisch klingt ihr Sopran mit warmen Timbre vollmundig romantisch.

Robson Bueno Tavares ist der einzige Sänger im Ensemble als der scharfsinnige Seneca, der von Nerone zum Selbstmord aufgefordert wird. Diesen setzt Wiedemann effektvoll im Becken um, der tote Seneca wird aus dem Wasser getragen. Tavares kann mit seinen dunkel timbrierten Bariton klar und verständlich sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe überzeugen. Kraftvoll füllt er seine Legatokultur aber auch in feinen Piani bleibt er präsent.

Weiters gefallen Roxana Mihai als Arnalta und Johanna Schumertl, die als Amore und Valletto mit viel darstellerischem Geschick und Können  Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Großer Beifall vom begeisterten Publikum im ausverkauften Saal.

Mit etwas Glück können für die weiteren Vorstellungen am 1.,2.,6.,8.,9.,14. und 16. September noch Restkarten gekauft werden. Das Opernerlebnis der anderen Art lohnt sich.

Dr. Helmut Pitsch

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