Wiederaufnahme Lucrezia Borgia - Durchwachsener Belcanto mit viel Spielfreude

Xl_8ad83cf7-49a0-454c-af3f-566e3dda2463 © Geoffrey Schied

Gaetano Donizetti Lucrezia Borgia Bayerische Staatsoper 21.1.2025

Wiederaufnahme Lucrezia Borgia - Durchwachsener Belcanto mit viel Spielfreude

Es war eine der letzten Premieren der unvergesslichen Starsopranistin Edita Gruberova 2009 an der Bayerischen Staatsoper, der sie eng verbunden war. Regie führte ihr bevorzugter Regisseur Christof Loy. Nüchtern prangert an einer dunklen Wand der Name der skrupellosen machthungrigen Titelheldin, deren Geschlecht das politische Italien im 15. Jahrhundert prägte. Eine Tür führt in ihren Palast. Barbara Drohsin steckt die Borgia unlogisch in historische Kostüme wie auch in einen zeitgemäßen Hosenanzug. Ihr heimlicher Sohn Gennaro, den sie zu beschützen sucht, ist wie seine Freunde in zu kurzem schwarzen Anzüg und weissem Hemd gekleidet. Ein paar einfache Sessel und ein Tisch sind karges Mobiliar.

Angela Meade besetzt die Titelrolle und muss sich dem Vergleich mit der großen Sängerin stellen, die bis ins hohe Alter dank ihrer ausgezeichneten Technik erfolgreich blieb. Schwerfällig und statisch sind die Bewegungen der korpulenten Amerikanerin, die mit wenigen Gesten auskommt. Grob und massig ist ihr Gesang, die Koloraturen dringen kaum durch. Ihre Spitzentöne kommen schwer und kraftvoll. Dies erzeugt eine gewisse Dramatik, aber Belcanto klingt anders.

Pavol Breslik war die freudige Entdeckung als Gennaro bei der Premiere und startete seine internationale Karriere. Jetzt kehrt er für diese Wiederaufnahme in dieser Rolle nach München zurück. Sein erfrischend jugendlich klingender Tenor ist an Farbe und Ausdruck gereift. Sicher intoniert er wieder die Töne und verleiht seiner Darstellung des jungen, ehrenhaften, sich nach der Mutter Sehnenden ein knabenhaftes wie männlich streitbares Rollenbild. Wendig und lebendig ist sein Spiel, gut ist er in seiner Freundesgruppe, die von jungen Sängern dargestellt wird integriert. Als sein Freund Maffio Orsini sticht Maria Barakova hervor. Sie füllt in ihrem Hausdebüt ihre Hosenrolle geschickt gezeichnet gut aus. Stimmlich bietet ihr Mezzo warme Strahlkraft, ist flexibel und charmant.

Sein großes schauspielerisches Talent präsentiert Erwin Schrott als Don Alfonso, dem gerissenen Ehemann der giftmischenden Borgia. Kräftig und farbenreich, deutlich und mit viel Schmelz ist sein Bariton, den er gekonnt als Ausdrucksmittel einsetzt. Antonio Fogliani führt diszipliniert und aufmerksam das Bayerisches Staatsorchester, etwas mehr Inspiration hätte dem Abend mehr Spannung geben können. Rücksichtsvoll begleitet er das Bühnengeschehen. Der Bayerischer Staatsopernchor beeindruckt harmonisch einheitlich artikuliert und mit dynamischem Gesang.

Große Begeisterung und anerkennender Jubel im Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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